Yard Act – Where´s My Utopia?

In England ticken die Pop-Uhren anders, als auf dem Rest des Globus. Im vereinigten Königreich werden Bands wesentlich schneller gehypt als beispielsweise hier. Der jeweilige Hype funktioniert dann auch meist gut und sorgt auch meist für hohe Chartplatzierung. Nur kann man die Formel Leider nicht immer außerhalb des Bexit-Landes übertragen.

Das Debüt „The Overload“ von Yard Act ist ein gutes Beispiel, denn in ihrer Heimat landeten sie auf Platz 2 und die Vinylausgabe brach sogar den Rekord als am schnellsten verkaufte Platte seit 2000. Hierzulande blieb der Erfolg aus, dabei hatte sie alles was man sich wünscht. Jede Menge tolle Hits, wie „Payday“, sie haben das Herz auf der Zunge, sie verbindet Madchester, Sprechgesang mit Cockney-Akzent, Indie-Rock und einen Hang zum britischen Selbstsicherheit, die auch mal in Größenwahnsinn neigen kann.

Zwei Jahre später ist nun der Nachfolger „Where´s My Utopia?“ da. Dieses ist stimmig auch wenn man gestehen muss, dass das Ungestüme des Debüts ein wenig entwichen ist. Doch dass ist nicht so schlimm, denn dafür ist „Where´s My Utopia?“ musikalisch offener.

„We Make Hits“ klingt wie ein Sleaford Mods Stück mit schönen Basslauf und trockenen Beats und nachher groovt der Song auch noch kräftig. Hits können Yard Act auch weiterhin gekonnt. Das beweist die Single „Dream Job“ dieser hat Disco-Funk vom Schlage LCD Soundsystem zu bieten und selbst Kuhglocken hört man. Doch man kann auch alte Helden wie Gang Of Four, Wire oder Delta 5 entdecken. Zudem trauen sich Yard Act auch manchmal Geräusche zum lärmen zu bringen, wie bei dem gegen den Strich gebürstete „Fizzy Fish“. Als Gegenstück gibt es dann auch ruhigere Lieder wie „Petroleum“ und The Undertow, die aber dennoch herrlich neben der Spur sind. „Blackpool Illuminations“ fällt auch aus dem Rahmen, ist ein sieben Minuten langes Spoken Word Stück, dass auch Streicher in den Sound eingebunden hat. Alleine so ein Lied hätte es auf den Erstlingswerk nicht gegeben.

Yard Act haben mit „Where´s My Utopia?“ ein wenig das Ungestüme abgelegt, haben aber spürbar an Vielseitigkeit gewonnen, ohne an Dringlichkeit nach zu lassen.

Erschienen bei: Island / Universal