Poly Ghost – Miracle
„Miracle“ ist das zweite Album von Poly Ghost, und bei diesem kann man der Band eines auf keinen Fall vorwerfen: Die Band traut sich hier etwas, und die Songs haben viele unterschiedliche Sounds. Das liest man öfter, aber bei Poly Ghost stimmt es.
Der Opener „Thinking O You“ ist ein smartes Indie-Dance-Pop-Stück, bei dem man automatisch ein glückliches Gesicht bekommt. Doch schon beim nächsten, „Full Body Workout“, erlebt man schon wahrliche Vielfalt. Es gibt komische Sprechgesang-Momente, leichte Gitarren-Sounds, quietschende Synthieparts, Gröhl-Refrain und Sounds, die klingen, als hätte eine Spielkonsole einen Kurzschluss erlitten. Langweilig wird einen nicht, und bei diesem Song bekommen sie es auch hin, dass es nicht nach hinten losgeht.
Doch schon beim nächsten Song „Tamagotchi“ stecken Poly Ghost bis zum Hals im Bad Taste. Käsiger Synthie-Sound mitsamt dünnem Gesang, der auch die Töne nicht trifft und Pseudo-Gitarrenriffs. Vermutlich ist das aber gewollt und erklärt, dass noch mehr komische Songs dabei sind. Man muss auch gestehen, dass es nicht mehr so übertrieben wird wie bei dem Song über die elektronische Haustür. „Dancing With My Ghost“ klingt ein wenig wie ein ESC-Beitrag aus Finnland.
Bei „Dinosaur Beach“ versuchen Poly Ghost, Imagine Dragons ein wenig mit EuroDance zu vermengen. Bei „Ananas Ring“ versuchen sie wieder, die Töne beim Gesang nicht zu treffen. Mit „Hexagram“ begeben sich Poly Ghost ein wenig in Airs „Moon Safari“-Träumereien. Man bemerkt, dass Poly Ghost in vielen Genres und Klängen wildern und gerne zu dick auftragen. Doch letzteres ist gewollt, und am Ende soll „Miracle“ vor allem Spaß machen.
Erschienen bei: Record Jet