Steve Mason – Brothers & Sisters
Es wäre beinahe soweit gekommen, dass Steve Mason in den britischen Rock- und Pop-Geschichtsbüchern einen eigenen Platz bekommen hätte. Mit seiner damaligen Band The Beta Band war er kurz vor dem großen Durchbruch, doch geriet die Band ins Schlingern.
Immerhin ihr Song „Dry The Rain“ aus dem Jahre 1997 ist im Gedächtnis als kluger und feinsinniger Hit geblieben. Nach dem Ende der Band vor 19 Jahren kehrte er der Musik den Rücken und verdiente sein Geld auf dem Bau. Doch wenn man Steve Masons Kreativität kennt, dann weiß man, dass er irgendwann doch wieder kommt. 2010 tauchte er wieder auf und hatte sein Solo-Debüt „Boys Outside“ dabei. Es blieb ähnlich schrullig und versponnen wie seine damalige Band.
Mittlerweile ist mit „Brothers & Sisters“ sein sechstes Album da, und sein musikalischer Kosmos ist noch immer sehr ungewöhnlich und vielschichtig. Man kann auch sagen, dass Steve Mason Song schreibt, die kaum ein anderer so schreiben würde. Songs bei denen er die psychedelische Schwelle überschreitet und doch mit unterschwelligem Pop liebäugelt. Kein Pop, der schnell Hits liefert, der vielmehr Haken schlägt und einen dann großspurig auf wundersame Weise erreicht.
Dabei gibt es Streifzüge zum Gospel, elektronische Elemente, Krautrock, und irgendwie denkt man auch an die Talking Heads. Denn einige Songs klingen wie Songs von David Byrne und seinen Wegbegleitern, nur dass hier keine Weltmusik serviert wird und dass Steve Masons Musik gerne über die eigenen Fuße stolpert. Aber der Ideenreichtum ist gleich imposant. In den Texten geht Steve Mason dann auch ziemlich direkt zu Werke. So betitelte Steve Mason „Brothers & Sisters“ als „Fuck Brexit, Pro Immigration“ Album, und da werden auch Themen wie die Kolonialzeit angeprangert.
„Brothers & Sisters“ ist ein musikalisch pralles Füllhorn, welches auch etwas zu sagen hat.
Erschienen bei: Domino Records