The Orielles – Tableau

Es ist ja nun nicht so, dass die Musik der Band The Orielles nicht schon ungewöhnlich war. Vor allem das zweite Album „Disco Volador“ war herrlich schräger Disco-Sound, der eher nach Hinterhof-Club klang, und die Musik hob dabei in Richtung Weltraum ab.

Die Musik von der Band aus Halifax war schon immer mutig unterwegs, doch man kann sagen, dass das vorliegende „Tableau“ ein richtiger Quantensprung ist. Auch selten ist es treffender, dass man über Alben sagt, es seien welche, die einen entführen und eine Sog-Wirkung hätten. Man muss jetzt nicht befürchten, dass es ein wildes psychedelisches Werk ist, aber es ist ungewöhnlich.

Die Hauptzutat der zusammenhängenden 16 Songs ist sicherlich Shoegazing, welches aber ungewohnt fluoreszierend klingt. Auch ist die Mischung immer im Wandel, und so gibt es Augenblicke, die hektisch wirken. Aber man sollte „Tableau“ nicht nur auf ein Genre beschränken, zumal man dieses Album schwer greifen und beschreiben kann. Man kann ein wenig DreamPop erleben, aber auch Indie und Electronica findet man, und ganz wenige Gitarrensounds.

Vielleicht kann man die Musik von The Orielles besser mit einer Referenz beschreiben. Denn die Art des Umgangs mit Genres erinnert einen an Stereolab, die auch mal Shoegazing-Songs schreiben können und dennoch auch spacig klingen. Auch Krautrock ist beiden Bands nicht fremd, und wenn The Orielles irgendwann wunderlichen Samba einstreuen würden, wäre es etwas für das nächste Album. „Tableau“ ist immer im Wandel, wächst und wuchert. Man driftet ab beim Hören, das habe ich selbst erlebt.

Ich habe „Tableau“ bei einer nächtlichen Autofahrt gehört, es schneite gewaltig, und mit den entgegenkommenden Schneeflocken, die auf der Windschutzscheibe landeten, in Verbindung mit der Musik, kam man sich irgendwie vor, als würde man statt eines Autos ein Raumschiff lenken.

Erschienen bei: Heavnely Records / PIAS / Rough TrADE

https://www.theorielles.co.uk/