Guts – Estrellas

„Die Welt ist überall“ sagte im letzten Jahrhundert ein Dichter, und man könnte hinzufügen, wenn sich Musik dazu gesellt, dann ganz besonders. Von daher kann man die Musik von Fabrice Franck Henri als dicht am Mittelpunkt der Welt betiteln. Denn in all seinen Platten unter dem Künstlernamen Guts hat er schon bewiesen, wie vielseitig die Musik sein und dass sie auch aus unterschiedlichen Zipfeln der Welt stammen kann.

Auch sein neuestes und neuntes Album seit 2007 zeigt sich vielseitig, das erkennt man schon im ersten Moment daran, dass die Musik zwei CDs und / oder drei Schallplatten braucht, um entsprechend Platz zu finden. Man erkennt es auch daran, dass Guts sein Studio in der Nähe von Marina Bay in Dakar im Senegal errichtet hat. Dort sammelt sich jetzt Musik aus unterschiedlichen Ecken. Seine Liebe zu tänzelnden Sounds hat er nie abgelegt, und ehrlich gesagt, ist das auch eines seiner Markenzeichen, seitdem er in den Neunziger Jahren die Band Alliance Ethnik und ihren Hit „Rspect“ produziert hat.

Diesmal spielt HipHop keine Rolle, doch die Freigeistigkeit ist in genauso vorhanden. Natürlich auch der Groove, der hier irgendwo zwischen entspannten Afro- über Latin-Sounds bis hin zu kubanischen feurigen Moves alles zu bieten hat. Dabei wird auch die Geschichte vieler Schicksale von schwarzen Menschen aufgearbeitet, die der Sklaverei zum Opfer fielen. Es entwickelte sich aber manche Musik, die weiter gelebt wurde, wie bei der Creole Musik, die man auf „Estrellas“ hören kann. Dabei klingt die Musik nicht klagend.

Im Gegenteil, man hat das Gefühl hier Lebensbejahendes zu hören. Zudem spielen auch mittelschwere Legenden mit wie der Gitarrist René Sowatche von Orchestra Baobab, der Bassist Christian Obam, eine Bläsersektion mit Musikern aus Benin, Kamerun und Kongo und zwei Stimmen mit Assane Mboup und Alpha Dieng. Die europäische Delegation war ebenfalls sehr vielfältig, alles langjährige Begleiter von Guts: Mr Gib, David Walters, Florian Pellissier, Cyril Atef, Pat Kalla, Djeudjoah &Lieutenant Nicholson, Al Quetz, El Gato Negro, Arnold Moueza.

Bei dieser großen Anzahl an Musikern, der hohen Anzahl an Liedern und entsprechenden Kulturen scheint das Unterfangen zum Kentern verdonnert oder zum Verfallen ins Chaos. Doch „Estrellas“ ist erstaunlich stimmig und hat trotz des Grooves auch etwas Zurückgelehntes. Das soll man erst einmal hinbekommen.

Erschienen bei: Heavently Sweetness / Broken Silence

www.heavently-sweetness.com