Wu-Lu – Loggerhead
Eigentlich macht Miles Romans Hopcraft schon länger Musik, und schon vor sieben Jahren brachte er ein Tape mit eigenen Stücken namens „Ginga“ heraus. Damals konnte man schon feststellen, dass Wu-Lu musikalisch durchaus offen ist. Doch danach passierte nicht viel, gelegentlich gab es mal einen Song. Es musste sich vielleicht genug Frust ansammeln über die Jahre.
Vielleicht war das Fass einfach voll, als Wu-Lu seine Wohnung aufgrund grassierender Gentrifizierung Londons verloren hatte. „Loggerhead“ ist nun das erste offizielle Album, da ist die Vielfalt noch größer geworden, und man kann auch sagen, dass sich diese gewandelt hat. War sein Tape noch dem R’n’B, HipHop und Funk zugewandt, begibt sich der Londoner nun in andere klangliche Gefilde. Eine, die Wut anders und vor allem klarer, offensichtlicher transportiert. Es ist verdammt dunkel, und man kann sagen, dass auch Punk vorhanden ist.
Vielleicht nicht in der Musik, aber in der Haltung, dem Drang etwas auszuprobieren, wo man sich zuvor nicht auskannte. Und vor allem seinem Unmut Ausdruck zu verleihen. Auch sind die zwölf Songs rau, ungehobelt und unberechenbar. Vor allem letzteres macht „Loggerhead“ zu einem spannenden Werk, und es wurde auf dem legendären Label „Warp“ veröffentlicht. Da kann man dann auch eine Referenz zum Labelkollegen Gonjasufi ziehen. Ein gewisse Ähnlichkeit im Sound findet man, und ähnlich verstörend ist es auch,. Die Mixtur auf „Loggerhead“ trifft auch zum Teil auf Gonjasufi zu. Hier gibt es Dubsounds, die manchmal sogar gespenstisch durch die angeprangerte soziale Kälte und Musik wabern.
Dazu gibt es auch HipHop-Momente, die aber eher besagten Punk im Herzen tragen als irgendwelchem Status-Getue zu folgen. Und auch jede Menge Noise findet man, bei dem in einigen Momenten, wie etwa bei „Broken Homes“, Sonic Youth Pate stand. Aber es gibt auch Noise, der dann klarer ist und wo wir wieder beim Punk sind, auch Grime Elemente bereichern den ganzen Klang. Manchmal fühlt man sich auch an die Neunziger Jahre erinnert, z.B., wenn bei „Night Pills“ ein wenig Massive-Attack-TripHop auftaucht und dabei dubbige Sounds aus den Boxen kommen. Manchmal gibt es auch kleine Ausflüge ins Drum & Bass Gefilde oder Songs, bei denen man einfach wild hüpfend sich bewegen kann.
Bei diesem ganzen mitreißenden klanglichen Sammelsurium könnte man die Befürchtung haben, dass die Wut vielleicht verpufft, doch das geschieht nicht, und auch die Relevanz der kritischen Themen geht hier nicht Kapeister. Alles richtig gemacht.
Erschienen bei: Warp / Rough Trade