Welten – Thaw

Wenn sich eine Band Welten nennt, dann denkt man an eine Gruppe, die entweder aufgeblasenen Prog-Rock macht oder Weltmusik, die sich in globaler Mixtur verstrickt. Doch die vorliegende Band Welt hat sich nach einem der vier Mitglieder Laurenz Welten beanannt, und dieser spielt das Saxophon. Dazu gesellen sich Lukas Backs (Flöten), Jonas Petry (Schlagwerk) und Valentin Mühlberger (Tasten und Gesang), und zusammen haben sie mit „Thaw“ ihr drittes Album heraus, und auch dieses ist dem Jazz eindeutig zu verordnen.

Vielleicht ist der Titel ja auch passend, denn Thaw bedeutet soviel wie schmelzen oder auftauen. Bei diesem Vorgang verändert sich ja die Struktur, und so ist es auch bei der Musik, diese steht nicht still und starr da. Aber es ist auch selten der Fall, dass das Quartett hier mit schnellem Tempo unterwegs ist. Dafür ist das ganze Album immer im kontinuierlichen Tempo dabei, sein klangliches Aussehen zu verändern. Manchmal passiert es in sehr kleinen und überschaubaren Arrangements, wo man fast nur langsam kreisende Saxophone hört, wie bei „Basil Plant“.

Doch es kann auch anders kommen, wenn wie bei „Break Out“ der Song wirklich ausbricht, Fahrt aufnimmt und sogar in kosmische Gefilde vordringt. Dann taut auch die Distanz der Leipziger Band gegenüber dem Zuhörer wesentlich schneller. Dennoch ist „Thaw“ gut durchtemperiert. Man kann dem Langspieler immer folgen, und die Instrumentalisierung hat trotz gewisser Distanz auch eine gewisse Nähe in sich. Das ist der große Kniff von „Thaw“.

Erschienen bei: Jazz Lab / Broken Silence

welten-band.com