Andre Sinner – Jung und unerfahren

„Jung und unerfahren“ ist der Titel des zweiten Albums von Andre Sinner, und damit stapelt der Gute doch recht tief. Ist er doch im besten Alter, also in einem, wo die meisten Menschen Angebote für die Verlängerung der Baufinanzierung sich einholen. Doch ob er sich darüber Gedanken macht, das ist nicht bekannt, aber Andre Sinner macht sich über Vieles Gedanken.

Und das hat er schon damals bei der Band Ausschuss gemacht, wobei er diese Band auch alleine geschmissen hat, auch wenn der Ausschuss bei Ausschuss überschaubar war. Aber erfahren ist der Mann aus dem Ruhrgebiet also doch. So hat er entweder tief gestapelt oder ist bescheiden. Fest steht, dass er auf dem 2018er Nachfolger von „Kommen und Gehen“ auch von Natur aus eher bescheiden klingt, oder anders gesagt: er brauch kein Brimborium, um Eindruck zu schinden und die Punk-Kids auf seine Seite zu ziehen.

Das ist auch gar nicht das Ziel, denn seine Musik versprüht eine Haltung, niemandem etwas beweisen zu müssen, und man kann sagen, dass sie im besten Sinne bodenständig ist. Punk ist dabei das wichtigste Element, wobei dieses aber gemischt wird mit Folk. Das bedeutet, dass auch mal Geigen zum Tanz aufwarten wie beim Opener „Lass uns anfangen“, und zu vielen Songs kann man auch ein erfrischendes Guinesss trinken. Da passt es, dass die Stimme von Andre Sinner auch ziemlich rau und rostig daher kommt.

Doch das Wichtigste bei der Musik von ihm sind die Texte. Denn diese sind direkt und handeln mal von dem Problem des zweiten Albums und dem Druck des Musik-Biz, aber auch eine Anklage an Europa wie bei „Europa (hilft nicht)“. Da geht es darum, dass Europa seine Grenzen abschottet und sich die EU mit anderen unwichtigen Debatten beschäftigt statt zu helfen. Man merkt, dass Andre Sinner das Herz am richtigen Fleck hat.

Erschienen bei: Weird Sound

www.facebook.com/AndreSinnerMusic