Tears For Fears – The Tipping Point

Mit einem neuen Tears-For-Fears-Album hat man einerseits gerechnet und anderseits den Gedanken schon lange abgeschrieben. Denn die Band hatte sich auseinander gelebt, und der Bruch war zu ihren Hochzeiten. In den Achtzigern waren Curt Smith und Roland Orzabal eine der wichtigsten Bands, die zwischen New Wave, gutem Pop und Synthie-Sounds mit Hits wie „Mad World“, „Pale Shelter“, „Everybody Wants To Rule The World“ und „Shout“ ungemein erfolgreich waren und dennoch kluge Musik kreierten.

Das bemerkt man auch bei ihren LP-Klassiker „The Seeds Of Love“, das Beatles-Referenzen gekonnt in ihren Bandsound einarbeitete.1990 wurde es Curt Smith zuviel, er stieg aus, und Roland Orzabel machte alleine weiter, brachte zwei Platten unter Tears For Fears heraus. Doch diese wirkten irgendwie halbgar, und die Fans wandten sich ab. Erst 2004 trafen sich beiden und ließen die Band wieder aufleben. Manager waren erfreut und wollten, dass die beiden auf der Retro-Welle reiten, und auch Songs wurden ihnen vorgeschlagen.

Doch irgendwie war nicht das Passende dabei, und so gab es immer mal Konzerte, aber seit 17 Jahren kein neues Album. Erst als der Druck weg war, ging es mit dem Songschreiben, und nun ist „The Tipping Point“ da. Man muss sagen, es sind zwar nicht mehr so große Hits drauf, dennoch lohnt sich dieses Album. Was daran liegt, das viele der zehn Songs meist eher unscheinbar anfangen und einen dann doch durchaus fangen oder überraschen. Die größte Überraschung ist der Opener „No Small Thing“. Am Anfang denkt man, dass dieses Duo in die Jahre gekommen ist, und dann kommen immer mehr Sounds hinzu, und es wird richtig opulent.

Auch den Stimmen haben die Jahre nichts anhaben können. Und dann gibt es wieder viele Tears-For-Fears-Momente, wie etwa „Break The Man“, der im ersten Augenblick nicht so zwingend und dann doch ein kluger Song ist. Bei „My Demons“ wagen sie sich in Richtung Rock. Zwar finden sie da nicht den Anschluss, er ist aber dennoch vital und passt zur Band. Manchmal haben sie ihre Songs auch mit skizzierten und geschichteten Klängen umhüllt, und bei „Rivers Of Mercy“ funktioniert das auch. Bei „Please Be Happy“ wird dann glanzvoller Kammerpop aufgetischt, und „Master Plan“ hätte auch auf „The Seeds Of Love“ gepasst, Bei „End Of Night“ sind die Stimmen wieder druckvoll, und die Band versucht ein Hall-of-Sound für das Stadion zu erschaffen.

Man merkt, dass Tears For Fears die Abstinenz von 17 Jahren recht gut überstanden haben.

Erschienen bei: Universal

www.tearsforfears.com