Mary Wilson – The Motown Collection

Irgendwie war die Karriere von Mary Wilson nicht immer gerecht. Denkt man nämlich an The Supremes, denkt man immer nur an Diana Ross. Das ging teilweise so weit, dass die Band bei Diana Ross & The Supremes zu Begleitmusikern degradiert wurde. Dabei war Mary Wilson Gründungs-Mitglied, und wenn man in die Geschichte der wichtigsten Frauenband von Motown schaut, dann geht diese bis ins Jahr 1959 zurück.

Da traf Mary auf die Sängerin Florence Ballard, und die beiden nahmen an einem Gesangs-Wettbewerb teil und gewannen. Kurz danach holte Mary ihre Klassenkameradin Diana Ross mit in die Gruppe. Sie nannten sich The Primettes. Wenig später entdeckte Berry Gordy die Gruppe, die mit Betty McGlown-Travis komplettiert wurde. Schnell wurde aber klar, dass Diana die etwas schillerndere Person war, und vielleicht hatte sie auch eine etwas markantere Stimme.

So blieb Mary Wilson immer die zweite Person, wenn man an diese Gruppe denkt, doch sie war The Supremes wesentlich treuer, denn Mary war bis zum offiziellen Ende 1977 dabei. Schade war nur, dass als Diana Ross die Band verließ, zwar die Chance für Mary da war, die Zeit für den klassischen Soul dann aber ein wenig abgelaufen war und Funk und Disco in den Startlöchern standen.

Erst nach dem Ende ihrer Band traute sich Mary Wilson, eine Solo-Karriere in Angriff zu nehmen. Die beinhaltete gleich ein Album namens „Mary Wilson“ welches damals den besagten Disco Sound aufgriff, aber eher wie Blei in den Regalen liegenblieb. Deshalb hat sie erst 1992 einen neuen Anlauf genommen hat und „Walk The Line“ herausgebracht. Auch dieses war nicht von Erfolg gekrönt, und ihr Solo-Lebenslauf war somit zu Ende. Nun wird diese Karriere aber nochmal ins Gedächtnis gebracht. Denn der letztes Jahr an einem Herzleiden verstorbenen Mary Wilson ist mit der vorliegenden Zusammenstellung gedacht worden.

Allerdings verrät der Titel „The Motown Anthology“, dass hier nur die Stücke vom legendären Motown Label berücksichtigt wurden. Dafür sind es zwei tolle CDs; die erste betrachtet die Stücke, die Mary Wilson als Frontfrau der Supremes heraus gebracht hat. Das sind dann auch Lieder, die die meisten Menschen nicht kennen, da nach Ross’ Weggang das Interesse leider abgenommen hat., Hört man die Lieder dann, stellt man fest, dass es ungerecht ist, die späteren Jahre komplett außer Acht zu lassen. Und auch gibt es ein paar Live-Versionen, und auch dort merkt man, dass sie mitreißend sein konnten. Man kann sich bei „Falling In Love With Love“ überzeugen. Die zweite CD nimmt ihre Solo-Karriere ins Visier und natürlich auch nur das erste Album, denn das zweite erschien schlicht bei einer anderen Plattenfirma. Man muss beim Hören dieser Lieder aus den späten siebziger Jahren feststellen, dass diese gut gealtert sind.

Klar, sie hat mit den Liedern auch keine Klassiker geschrieben, aber Songs wie „Anytime At All“ zeigen, dass sie die Songs auch mit Leidenschaft aufgenommen und nicht nur als Pflicht betrachtet hat. Der Song „Red Hot“ hat heute noch einen guten Groove, weshalb dies auch der einzige Song auf dieser Compilation ist, zu dem es auch einen Remix gibt. Auch ihre damalige Soul-Ballade „Pick Up The Pieces“ klingt galant. Diese Zusammenstellung wird dann noch von einem tollen bebilderten und informativen Booklet begleitet, in dem auch viele lobende Worte von Wegbegleitern zu finden sind.

Erschienen bei: Motown

marywilson.com