Yin Yin – The Age Of Aquarius
Wenn in einer Stadt die nötige Subkultur recht überschaubar ist, mag das im ersten Moments eher ernüchternd sein. Doch manchmal ist eine kleine Szene von Vorteil, man kennt sich und es ist leichter, Kontakte zu knüpfen. Die niederländische Stadt Maastricht ist ungefähr halb so groß wie Kiel, und aus dieser Stadt stammen Yin Yin.
Die Musiker dahinter haben sich kennengelernt, weil es in Maastricht nicht das entsprechende Party-Angebot gab, also haben Yves Lennertz und Kees Berkers DIY-Feierlichkeiten aus dem Boden gestampft. Dabei bemerkten sie, dass beide einen Hang zu südostasiatischer Musik hatten. Schnell haben sie eigene Musik gemacht und ziemlich oldschool als Kassette aufgenommen. Danach ging es schnell, sie mieteten sich einen Proberaum in einem kleinen Dorf um Maastricht herum und bunkerten eine gewisse Anzahl an passenden Instrumenten.
Alleine war es nicht möglich, weil aber die Szene überschaubar ist, fanden die beiden mit Remy Scheren (Bass), Robbert Verwiljlen (Keyboard) Verstärkung und mit Jerome Cardynaals und Gino Bombrini sogar zwei Schlagzeuger. Ihr Erstlingswerk „The Rabbit That Hunts Tigers“ erschien 2019 und war schon eine mutige Mischung. Es gab Lob im Kleinen und hat Hunger auf mehr gemacht. Bis der musikalische Hunger gestillt werden konnte, dauerte bis zu diesen Tagen, denn nun ist der Nachfolger „The Age Of Aquarius“ da.
Auch diesmal kann man sagen, dass es ein außergewöhnliches Album geworden ist. Denn hier regiert der Groove und hat immer wieder neue Facetten. Mal einen asiatischen Touch, ohne jedoch in Klischees zu verfallen, und dann gibt es auch achtzigerjahre Italo Cosmic-Sound und auch klassischen (ebenfalls klischeefrei) Disco. Was auch erstaunt ist, dass bei diesem Groove, der gerne in mittelschwerem Tempo daher kommt, auch immer jede Menge psychedelisches Klänge sich hier verbergen. Dabei kommen diese aber nicht so stoned daher, sondern gerne ungemein luftig, erhellend, verführerisch und entführen in einen eigenen Kosmos.
Es kommt selten vor, aber bei „The Age Of Aquarius“ kann man von einem Unikat im positiven Sinn sprechen.
Erschienen bei: Glitterbeat