Phew – New Decade
Menschen, die mutige Musik zu schätzen wissen, schnalzen mit der Zunge bei Namen wie Holger Czukay, Jaki Liebezeit, Jah Wobble, Alexander Hacke, Bill Laswell, Bootsy Collins, Eiko Ishibashi, Jim O‘Rourke und Dieter Moebius. Kein Wunder, denn es sind alles Legenden, und alle diese Musiker haben schon mit Phew zusammengearbeitet.
Diese japanische Musikerin ist ebenfalls mutig und macht seit 1981 Musik auf eigenwilligen Pfaden. Da reiht sich sich ihr neuestes Werk „New Decade“ nahtlos ein, und man muss sagen, man hört nicht, dass hier eine Künstlerin am Werke ist, die schon so lange dabei ist. Dieses Album von Hiromi Moritani alias Phew ist von den elektronischen Klängen und auch der Herangehensweise wirklich modern. Modern bedeutet ja eigentlich auch, dass es irgendwie populär ist, und davon sind die sechs Stücke weit entfernt.
Denn Melodien sind nie vorhanden, auch ist das Album nicht klassisch im Fluss. Hier werden immer wieder Brüche eingebaut, und dann gibt es wieder Phasen, wo man einem Loop und klanglichen Mantras begegnet. Schön dabei ist, dass die Musik oft etwas Filigranes hat, ohne dabei als Leichtgewicht zu gelten. Die Leichtigkeit kommt vor allem durch den eigenen Gesang, der durchaus etwas Sanftes hat. Man kann die Stimme als verlässlichen Partner betrachten, der auch da ist, wenn mal die Pferde mit dem Rhythmus durchgehen, wie bei „Into The Steam“.
Doch der Gesang kann auch für Unbehagen sorgen, wie „Feedback Tuning“, da gibt es zu innerlich aufgekratztem Elektronischem eher Sprachfetzen und Schreie zu hören. „New Decade“ ist ein mutiges Album geworden, welches durchaus in guter Tradition von Laurie Anderson weiterlebt, dabei aber doch komplett wieder ihr eigenes Ding macht. So wie immer bei Hiromi Moritani.
Erschienen bei: Mute