Trümmer – Früher war Gestern

Mehrfach musste ich meine Augen reiben und dann dennoch verwundert feststellen dass „Interzone“, das letzte und zweite Album von Trümmer, schon fünf Jahre zurück liegt. Damals war es noch ein Trio, bei dem man eine Band hörte die jung, klug war, und dennoch waren die Welt und die Band in einer anderen Lage. E

s gibt viel mehr Jugendbewegung, und sie sind sehr präsent und mischen sich ein, wie „Fridays For Future“ oder „Black Lives Matter“. Klar, durch Corona ist einiges ein wenig zum Erliegen gekommen, aber es bietet auch Zeit für Bands zu musizieren, und beim Beispiel von Trümmer sind es jetzt drei Herren, die mitten im Leben stehen. Dennoch fühlt sich Sänger Paul Pötsch eben dieser Jugendbewegung verbunden, und oft wird er wütend, dass da seitens der Politik und Gesellschaft nichts passiert, und das ist auch einer der Gründe, weshalb sie nach der langen Pause wieder da sind.

Paul Pötsch sagt, dass Musik ein gutes Ventil ist, um Gefühle herauszulassen. Bei „Draußen vor der Tür“ bemerkt man, dass hier das Ventil auch weit geöffnet ist. Das kann man verstehen, denn hier handelt es sich um ein Statement gegen Rechts, welches von dem Schriftsteller Wolfgang Borchard verfasst wurde, der vor circa 100 Jahren geboren wurde. Der Text passt heute, wo die AfD im Parlament ist, wieder treffend. Dazu ist der Post-Punk recht forsch und auch ein wenig lärmend, selbst die sanfte Stimme von Paul Pötsch gerät ein wenig aus den Fugen.

Ja, die Texte sind wichtig, weshalb man bei Trümmer immer von Diskurs-Punk redet. In der Tat sind die Texte wirklich dringlich, und es sind nicht immer politische Themen, die hier behandelt werden. Es kann auch mal um eine Trennung gehen, wie bei „Weißt Du Noch“. Was bei „Früher war gestern“ auch auffällt, ist, dass der Sound wieder sehr ausgewogen ist, denn es gibt durchaus krachende Songs, wie das besagte „Draußen vor der Tür“, aber auch Songs, bei denen die Trümmer Raum schenken, wie bei „Wie spazieren gehen“. Dabei hat die Band das Kantige auf dem dritten Album nun endgültig abgegeben und es in wohlklingenden alternativen Diskurs-Pop gewandelt.

Erschienen bei: PIAS / Rough Trade

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