Die Zimmermänner – Goldene Stunde (Alle Hits 1980 – 2017)
Besser kann man es gar nicht umschreiben, als Spiegel Online in der Info über die Zimmermänner: „Pop für Menschen, die nicht automatisch ihr Gehirn ausschalten beim Musikhören“. Das ist endlich mal ein ehrliches Urteil und wird dieser Band endlich mal gerecht. Zu ihren ersten aktiven Zeiten wurden sie zwar verehrt, aber der große Durchbruch war der Hamburger Band in den frühen Achtzigern nicht vergönnt.
Zwar veröffentlichten sie beim legendären ZickZack-Label ihr Debüt „1001 Wege Sex zu machen ohne daran Spaß zu haben“. Für die breite Masse war die Musik vielleicht dann doch ein wenig zu ungewöhnlich und die Texte viel zu klug, um dazu in der ZDF Hitparade mitzuklatschen. Die Zimmermänner haben eher einen Helden-Status im Kleinen, und 1985 war dann erst einmal Schluss. 1999 kamen sie wieder zusammen, und dennoch dauerte es erst acht Jahre, bis das dritte Album namens „Fortpflanzungssupermarkt“ erschien.
Insgesamt haben es Timo Blunck, Detlef Diederichesen, Rica „Ede“ Blunck und Christian Kellersmann auf vier Alben gebracht. Ihrer Leistung hat das Tapete-Label mit der ausführlichen Werkschau „Die Wäscheleinen waren Lang“ gehuldigt. Jetzt gibt es die zweite Zusammenstellung, die aber deutlich kleiner ausfällt. Es handelt sich bei „Goldene Stunde“ um eine „Best-Of“ der Zimmermänner und umfasst auch alle vier Alben. Was einem dabei immer auffällt -und deswegen war Spiegel Online Zitat auch treffend- , ist, dass es immer sehr feine Popsongs sind. Und ja, die kann man nicht hören, wenn man sein Gehirn ausschaltet, um Hausarbeit zu machen. Es wimmelt immer von Humor, der nie ins Triviale abdriftet.
Auffallend ist auch, dass jeder Song Groove hat, manchmal bringt der Vocoder einen in Schwung, und manchmal ist es einfach oller Disco-Sound, aber am Ende sind Songs wie „Erwin, das tanzende Messer“, „Schlecht, aber einer von uns Jessica“, „Paderborn“, „Christiane Paul“ oder „Keiner rift Cornelia an“ alles verdammt schlaue Hits. Warum das die Welt nicht verstanden hat, bleibt ein Geheimnis.
Erschienen bei: Tapete / Indigo