Various Artists – Habibi Funk – An Electric Selection Of Music From The Arab World Part 2

Jannis Stürtz und Malte Kraus sind nicht gerade Namen, die man mit arabischer Musik in Verbindung bringen würde. Dennoch sind die beiden Berliner so etwas wie Botschafter dieser Musik, die dann auch noch einen ausgesprochenen Hang zum Groove hat. Die beiden haben das Habibi-Funk-Label vor sechs Jahren gegründet und ein kleines Dutzend Alben haben sie aus der Versenkung gehoben und wiederveröffentlicht. So haben sie verschollene Künstler und Platten ein wenig ins kollektive Gedächtnis gebracht.

2017 hatte das Label die Idee, eine Compilation herauszubringen mit arabischer Musik, um so dem Hörer einen mittelgroßen Überblick über Künstler zu verschaffen. Vor allem sollte es viele Aha-Momente liefern, was es damals schon brachte, und nun gibt es den zweiten Fall von „ Habibi Funk – An Electric Selection Of Music From The Arab World“ und auch das ist eine Fundgrube und zeigt, wieviel Groove die arabische Musik inne hat und wie vielseitig sie ist. Z.B. der Opener „Haditouni“ von der völlig unbekannten Musikerin Douaa: Bei diesem Lied singt sich die Sängerin anschmiegsam in die Ohren und hat etwas Sinnliches und auch eine gewisse Tragik zu bieten.

Der marokkanische Rock- und Funk-Sänger und -Musiker Faddoul zeigt, wie Funk auf Arabisch klingen muss, und vor allem hat man selten einen Sänger mit soviel Inbrunst erlebt. Bei diesem Song groovt es überall, und der Schweiß tropft hier aus den Boxen. Sehr stark. Treibende Gitarren, die aber mehr auf Wendigkeit aus sind als auf Kräftemessen, gibt es bei „Zina“ von Ouiness zu bewundern. Was man auf dieser Zusammenstellung auch gut sehen kann, ist, wie hier Kulturen aufeinandertreffen. So gibt es hier Verweise auf die westliche Popkultur.

Am markantesten sind diese zu entdecken bei „Ya Aen Daly“ von dem libyschen Musiker Najib Al Housh, denn hier hört man eindeutige Parallelen zum Bee-Gees-Hit „Stayin‘ Alive“, und dennoch ist es eigenständig. „Tendme“ von Ibrahim Hesnawi ist klarer Reggae, und „Free Blow“ von Tony Benn Feghaly hat schon eindeutige Wurzeln im Disco und HipHop. Doch noch eine Tatsache macht „Habibi Funk – An Electric Selection Of Music From The Arab World“ ganz besonders.

Das Booklet ist wirklich mit viel Liebe gestaltet, und das bemerkt man daran, dass bei vielen Songs die Geschichte erzählt wird, wie man auf den Song oder Künstler aufmerksam wurde. Da merkt man immer soviel Herzblut, dass man der zweiten Ausgabe nur lobende Worte erteilen kann. Großartig!

Erschienen bei: Habibi Funk / Groove Attack

habibifunkrecords.bandcamp.com/releases