Bitume – Die Entscheidung
Manchmal unterschätzt man, wie lange schon einige Bands schon unterwegs sind. Bei Bitume z.B. denke ich immer noch, dass sie Newcomer sind, doch liegen ihre ersten Platten mittlerweile zwanzig Jahre zurück. Man kann eher sagen, dass die Band aus Oldenburg eine feste Größe in der hiesigen Punk-Landschaft ist.
„Die Entscheidung“ ist mittlerweile ihre neunte Langspielplatte, und man kann sagen, dass sie noch immer nicht milde werden. Bitume sind lediglich versierter, eingespielter und reifer geworden. Das merkt man gleich beim Opener „D21“, da geht es darum, dass Deutschland noch immer auf dem rechten Auge blind ist. Klar, das sind Themen, an denen sich die Band und auch hunderte andere deutsche Punk-Combos immer abgearbeitet haben.
Dennoch klingt die Band frisch und dringlich, aber auch nicht so, dass der Zorn sinnlos sich entlädt. Man ist ja auch keine zwanzig mehr, und es fällt auf, wie gut Bitume mittlerweile Punk-Songs schreiben, die durchaus ein großes Publikum erreichen können, ohne sich jedoch anzubiedern. Man kann zurecht sagen, dass jedes der elf Stücke ein großer Hit ist. Meist haben die Songs auch ein paar kleine Wendungen, da kann man „Applaus für den Punk“ nennen, bei dem sie klischeefrei Ska einfließen lassen.
Auch schön ist, dass sie nach zwanzig Jahren wichtig sind und dennoch nicht aggressiv klingen. Gerne werden sie auch mal mit den Toten Hosen verglichen, was irgendwie nicht immer passt und dann in anderen Momenten doch ins Schwarze trifft. „Alte Liebe, altes Kleid“ könnte auch auf einem 90er-Jahre-Album der Düsseldorfer Veteranen stecken. Auch dass die Songs sehr griffig sind, haben beide Bands gemein, nur wollen Bitume nicht so aufgesetzt ernst wirken und auch nicht albern.
Man kann sagen, dass Bitume auf „Die Entscheidung“ auf einem guten Weg sind, groß zu werden, ohne sich dabei zu verstellen.
Erschienen bei: Rookie Records