Jungle – Loving In Stereo

Klar, wenn man von Disco-Musik redet, löst es immer im Kopf aus, dass man sich in den siebziger Jahren beheimatet fühlt. Im schlimmsten Fall in der Dorfdisco, im besten Fall im Studio 54. Auch das dritte Album von Jungle ist ganz klar Disco, und wenn man zwischen den beiden Optionen wählen sollte, dann doch die besagte stillgelegte New Yorker Institution.

Dennoch würde man mit dieser doch recht schmeichelhaften Referenz dem Studio 54 nicht ganz gerecht werden. Auch wenn hier viele Bestandteile einen deutlich anspringen, ist „Loving In Stereo“ vom britischen Produzentenduo dann doch irgendwie mehr im Hier und Jetzt. Vielleicht kann man es als unbeschwerte Alternative zu Sault betrachten. Denn die beiden Musiker machen kein Geheimnis um ihre Identität oder besondere Veröffentlichungspolitik, auch sind keine Statements eingebaut.

Dafür sind die Songs bei Jungle noch einen Zacken griffiger und geradliniger und gehen charmant in Beine, Herz und Kopf. Die Songs sind allesamt klug und wissen sich bei Bedarf auch zurückzunehmen. Wobei vieles echte Hits sind, wie ihr Song „Keep Moving“, der einen herrlich schwindelig macht im Kopf, Melodien sprießen auf diesem Langspieler wie Saatgut im passenden Erdreich, auch „Talk About It“ ist so ein Exemplar, bei dem sich herrlich sorglos die Sorgen wegtanzen lassen. Das geht auch bei dem mehrstimmigen Gesang, dem spürbaren Basslauf und typischen Disco-Sounds, dazu immer kleine Brüche.

Das ist so bei jedem der 13 Hummeln-im-Hintern-Songs. Einziges Manko, das man hier ansprechen kann, ist das, was man Disco-Musik immer vorwerfen kann: dass sie vielleicht zu gutgelaunt daher kommt und vielleicht auch mal ein paar graue Wolken aufziehen dürften. Doch ansonsten ein lupenreiner Begleiter für Tage, an denen alles stimmt. Solche Platten wie „Loving In Stereo“ von Jungle werden immer gebraucht.

Erschienen bei: Caiola / Rough Trade

www.junglejunglejungle.com