Yola – Stand For Myself
Dass Maria Guitierrez alias Yola bei ihrem neuen Werk alles richtig machen würde, war schon klar, als sie den Vorgänger und zugleich das Debüt „Walk Through Fire“ herausbrachte. Da war ungemein authentischer Soul zu hören, und das hat sich herumgesprochen.
Sogar in den Ohren des Grammy-Komitees ist die Musik von Yola angekommen, und so wurde ihr Debüt für vier Grammys nominiert. Zwar hat sie keinen gewonnen, aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, und mit dem zweiten Werk „Stand For Myself“ stehen die Chancen gut. Die zwölf Songs haben wieder einen sehr klassischen Soul-Klang, und dabei beschränkt sich Yola nicht nur darauf. Sie hat auch einen Hang zum Blues, der immer wieder schön durchblitzt.
Seltener ist der Hang zum Country zu erkennen, doch wenn sie diesen aufspielt, dann legt sie ihn richtig offen. Das ist vor allem bei „Be My Friend“ der Fall, traditionell aber nicht konventionell und halt mit dem souligen Schmiss. Das Verwunderliche ist, dass Yola nicht aus den Staaten stammt sondern dem verregneten Bristol. Doch dafür beherrscht sie dennoch die amerikanische Musik besser als die meisten Amerikaner und Amerikanerinnen. Auch die Begleitband hat scheinbar reines amerikanisches Blut in ihren Adern. Alles ist so auf den Punkt, und egal, in welchem Genre sie sich bewegen, immer ist das verdammt gut eingespielt.
Bei der langsamen Blues-Soul-Country-Ballade „Like a Photograph“ bemerkt man es besonders gut, das Tempo bleibt langsam, und es existiert auch kein Hang zum Hetzen, dafür steigert sich der Song immer mehr und mehr und setzt immer mehr Opulenz frei. Selbst wenn Yola und ihre Band mal das Tanzbein zum Schwingen bringen wie bei „Dancing Away In Tears“, hat das Charme und baut die Brücke von alten Motown-Platten zum frühen Disco-Glanz.
„Stand For Myself“ ist ein Album, das in den Sechzigern bestimmt für Aufsehen gesorgt hätte und das Prädikat „zeitlos“ mehr als verdient hat. Und einen Grammy kann Yola bestimmt auch noch gewinnen.
Erschienen bei: Easy Eye Sound / Universal