Bosse – Sunnyside
Eigentlich lief es schon immer bei Bosse. Schon damals, als er, angefixt von Nirvana und anderen Rockbands, mit Kumpels die Band Hyperchild gründete. Ganz schnell biss ein Major Label an, und es gab eine Platte, und dennoch löste sich die Band auf.
Man dachte nicht, dass jemand davon jemals wieder auftauchen würde, doch Axel Bosse kämpfte, und spätestens seit seinem dritten Album „Taxi“ ist er aus der hiesigen Musiklandschaft nicht mehr wegzudenken. Dabei ist er zwar nicht der Revoluzzer der deutschsprachigen Songschreiber, und davon gibt es ja jede Menge. Aber er ist einer, den man ernst nehmen kann und der trotz der Ankunft im Mainstream immer noch irgendwie seine Seele nicht verkauft hat. Gut, er klang noch nie nach Kurt Cobain, hat aber mehr Haken als die Konkurrenz. Wobei man gestehen muss, dass er seit zehn Jahren durchaus gelernt hat, große Pop-Melodien zu schreiben.
Bei der Single „Der letzte Tanz“ breitet sich so gute Laune aus, bei der selbst Mark Forster vor Neid erblassen müsste. Nur, dass mehr textlicher Tiefgang ist, wenn Bosse uns mitteilt, dass man das Leben jetzt genießen soll, denn das Leben geht schnell vorbei. Da wären wir wieder beim Vorteil, dass Bosse es schafft, sich so auszudrücken, dass man ihm immer folgen kann und dennoch immer etwas mitgibt. Was Axel Bosse von seiner Konkurrenz unterscheidet, ist, dass er aber auch mal nachdenklich klingt und sogar Melancholie Platz bietet, wie bei „Nebensaison“, und dennoch steckt man nach dem Hören nicht den Kopf in den Sand.
Zudem steht er auch Neuem offen gegenüber, und so ist bei „Blumen über Dreck“ auch ein Rappart von Disastar zu hören. In diesem Song geht es um das Nichtvergessen dessen, was in den vierziger Jahren passiert ist. Für den Mut zu diesen Worten muss man Bosse schon schätzen, und deswegen ist er auch einigen Mitstreiter immer voraus. Er hat das Herz am rechten Fleck.
Erschienen bei: Universal