Maulgruppe – Hitsignale

Jens Rachut ist das, was man Urgestein nennen kann, denn kaum einer hat soviel unfreiwillige Legendenbildung hinter sich. Er hat den hiesigen Punk mitgestaltet wie kaum eine andere Person und geht noch immer aufrichtig durchs Leben, weshalb er in einer Waldhütte in Norddeutschland lebt.

Die Bands, in denen er aktiv war, werden immer verehrt und das zu Recht. Jeder, der sich ein wenig mit Punk beschäftigt, kennt seine Bands wie Alte Sau, Angeschissen, Oma Hans oder Blumen am Arsch der Hölle. Seit 2019 gibt es nun Maulgruppe und besteht neben Rachut aus den beiden YASS-Musiker Markus Brengartner und Frank Otto. Dabei ist es den Punk-Pionieren diesmal wieder gelungen, einen eigenständigen Sound zu kreieren, ohne dass Puristen die Nase rümpfen.

Maulgruppe machen sich beim vorliegenden zweiten Album „Hitsignale“ neben Moll und Stakkato-Gitarrenspiel auch Synthesizer-Klänge zunutze, und das wirkt nicht einmal deplatziert. Sie setzen es passgenau ein, und somit ist da kein Fett am Punk-Fleisch. Was bei Maulgruppe auch spürbar ist, ist, dass sie durchaus auch den schnellen PostPunk spielen, ohne dass es hüftlahm ist. Das klingt nach Langweiler-Kritikerphrase, aber der Sound ist immer das, was man als druckvoll bezeichnet, und es ist auch immer klangliche Dichte vorhanden.

Passend dazu ist natürlich Jens Rachuts Gesang, der noch immer keinem Verschleiß unterworfen scheint, und noch immer ist es ein Schreien, was er abliefert. Ungemein vital und mit genug Wut im Bauch, ohne jedoch in platten Attitüden daher zu kommen. Man merkt auch nicht, dass Jens Rachut von einer Schreibblockade heimgesucht wurde.

Ein wenig irritierend ist der Albumname, denn es gibt keinen Schnellschuss-Hit, dafür viel Nachdruck und Wucht, und mit „Kakteen Verblühn Nie“ gibt es noch eine der letzten Aufnahmen der verstorbenen Stereo-Total-Sängerin Françoise Cactus, und diese Zusammenarbeit ist zudem auch wirklich passend.

Erschienen bei: Major-Label

https://maulgruppe.bandcamp.com/releases