Bell Orchestre – House Music

Zwölf Jahre liegt nun schon das letzte Album „As Seen Through Windows“ von Bell Orchestre zurück. Eine ziemlich lange Zeit, und irgendwie kam mir die Pause gar nicht so lange vor. Der Grund dafür ist, dass die Musik der Band aus Montreal / Kanada schon immer zeitlos ist und dabei irgendwie nachwirkt, auch wenn sich nicht viele Bands auf Bell Orchestre berufen. Aber sie haben schon von Beginn an einen eigenen Sound erschaffen, und davon kann man lange zehren.

Dennoch erfreut man sich an ihrem vierten Album „House Music“. Durch den Titel sollte man sich nicht in die Irre führen lassen, denn House-Music für Clubs oder Balearen-Party gibt es auch diesmal nicht. Vielmehr ist es als gemeinsames Musizieren zu verstehen, und in der Tat haben sie gemeinsam ein Haus bewohnt und so alle zusammen Musik entstehen lassen. Jeder hat seine Instrumente in einem eigenen Raum bespielt, und ein wenig klingt das auch so. Das ist jetzt auch nicht böse zu verstehen, denn die Musik entstand aus einer 1½ -stündigen Improvisation.

Am Ende ist ungefähr die Hälfte der Session übriggeblieben, und man hat dieses editiert und in Tracks aufgeteilt. Dabei ist der Fluss erhalten geblieben, die Songs sind treibend und klingen wie aus einem Guss. Dennoch bleibt genug Spannung erhalten und einige Momente, wo man Ungewohntes hört. Am markantesten ist sicherlich „Dark Steel“, bei dem hektische Streicher mit düsterem Jazz in fast schon apokalyptischen Sounds enden. Dabei spielen die Instrumente verrückt, sind aber dennoch aufeinander abgestimmt.

Bei „What You´re Thinking“ tauchen sogar Didgeridoos auf, ohne dass sie kitschig klingen. In anderen Augenblicken kann man auch Sun-Ra-Bauten erkennen, dennoch sind die Songs geerdeter, und manchmal gibt es auch gewisse Rock-Momente. Einiges ist von elektronischer Natur, und wenn wir dabei sind, auch Klassik ist zu spüren. Man erkennt schnell, dass es viel zu entdecken gibt, und man hätte es durchaus auch 90 Minuten lang gespannt verfolgen können.

Erschienen bei: Erased Tapes / Indigo

bellorchestre.com