Milliarden – Schuldig

Gerade in Zeiten von Einschränkung und Verzicht auf Konzerte muss man das vorliegende dritte Album der Band Milliarden lieben. Denn „Schuldig“ hat die Band unter Live-Bedingungen aufgenommen, und da merkt man, dass dieses Duo unter diesen Voraussetzung aufblüht. Dabei ist die Band ja keine Punk-Combo, bei der die Songs blitzschnell einen in die Magengrube drücken und sofort einen vor dem Latz geben.

Doch Milliarden sind vor allem eines, und zwar eindringlich, was vor allem Sänger Ben Hartmann zu verdanken ist, denn seine Stimme ist kratzig, und meist krakeelt er so, wie man es sich bei einem mitreißenden Konzert wünscht, bei dem man ein paar Bier trinkt. Doch Hartmann und sein Verbündeter Johannes Aue sind keine bierselige Band, auch wenn man sie durchaus in einer gut zerlebten Bar hören könnte. Dort würden die Lieder aufblühen, denn in den Texten geht es mal darum, mit sich selbst hart ins Gerecht zu gehen, wie „Die Fälschung sind Echt“, und dann gibt es viele Songs, bei denen es um Liebe geht.

Am besten ist es bei „Ich Schieß Dir in Dein Herz“, bei dem zu melancholischen Piano-Klängen geklagt wird, dass man in einer Beziehung unsichtbar für den anderen geworden ist. Bei „Die Gedanken sind frei“ geht es auch um Beziehungen, bei denen aber ein Aspekt aufgezeigt wird, dass alles möglich ist. Musikalisch ist das Indie-Gitarren-Rock mit Punk-Haltung, und dennoch darf es auch mal sanft und schwermütiger Pop sein, wie beim erwähnten „Die Gedanken sind frei“.

Man kann Milliarden auf diesem Langspieler kaum etwas vorwerfen, außer vielleicht, dass sie es an ein paar Stellen zu gut mit dem Pathos gemeint haben, was aber auch am Gesang von Ben Hartmann liegt, der einen auch an die des Sängers von Swutscher und natürlich an Rio Reiser erinnert, und Fans dieser Acts kann man „Schuldig“ von Milliarden wärmstens empfehlen.

Erschienen bei: Zuckerplatte / Membran

www.milliardenmusik.de