The Dirty Nil – Fuck Art

In Zeiten von Corona geht vieles verloren. Am meisten vermisst man als Musikfan natürlich Konzerte. Mal richtig sich die Ohren wieder durchpusten zu lassen und die Energie und den Druck von live gespielten Instrumenten zu spüren. Spätestens dann hat man die Pandemie vergessen, und den Gedanken, dass Rockmusik schon lange am Boden ist, ebenso. Doch letzteres ist noch lange nicht eingetroffen, so lange es Bands gibt wie The Dirty Nil.

Diese haben kürzlich ihr drittes Album „Fuck Art“ herausgebracht, und dieses ist ein guter Beweis, wie vital Gitarrenmusik noch immer ist. Überall wird Energie versprüht, die Gitarren dürfen hier auch mal kraftmeierisch sein und Riffs in Mehrfachnennungen heraushauen, Bass und das Schlagzeug tun es ihnen gleich. Dazu ein Gesang, der mithalten kann und sich auch nicht scheut, für Screamo-Parts Verantwortung zu übernehmen. Was einem bei „Fuck Art“ gegenüber den beiden Vorgängern auffällt, ist, dass die Songs diesmal auch eingängiger geworden sind.

Dabei ist es in eine Variation, die Spaß macht, und hört man Songs wie „Elvis 77“, denkt man an die schönsten Momente von Weezer. Da sind wir schon bei einer anderen Tatsache, die in Zeiten von Corona ein wenig vermisst wird: Der Humor ist auf „Fuck Art“ genauso vorhanden, wie man es von der Band kennt. Dabei driften sie in Albernheiten ab und haben kleine, feine Spinnereien dabei, die mit viel Augenzwinkern daherkommen. Doch dieses Album funktioniert auch als Platte und hat Vielfalt zu bieten.

Der Opener „Doom Day“ wildert irgendwo zwischen Trash-Metal-Gitarren und amtlichem Punk-Rock, „Done With Drugs“ ist dann melodischer Punk, „Ride Or Die“ druckvoller Rock, der auch schon ein wenig an Hardcore-Punk kratzt. „Damage Control“ schafft den Spagat zwischen leisen und kraftvollen Momenten, und auch der Gesang ist hier besonders wandlungsfähig. „Hello Jealousy“ ist live sicherlich ein Abriss und dennoch ein echter Hit. Mit „To The Guy Who Stole My Bike“ ist anfangs langsam, dann aber einer der packendsten und stimmigsten Songs auf diesem Langspieler.

Zwischendrin viele weitere Songs, die dem Punkrock nicht abgeneigt sind und zudem griffig. Man muss sagen, „Fuck Art“ hat Leidenschaft, Energie, Humor, Hits, und solch ein Album braucht es in dieser Zeit.

Erschienen bei: Dine Alone / Membran

thedirtynil.com