Die Arbeit – Material
Ein Ziegelstein kann Vieles bedeuten. Ich habe zuhause in meinem Wohnzimmer auch einen stehen. Der stammt aus dem Haus meiner Tante, welches abgerissen wurde und dient als Erinnerung. Aber so ein Backstein kann auch als Statement stehen und vermitteln, dass man Stärke hat und sich nicht verbiegen lässt.
Letzteres passt zu der Band Die Arbeit. Dieses Quartett stammt aus Dresden und hat mit „Material“ ihr Debüt draußen. Dieses kam ohne große Vorankündigung in Form eines Hypes. Wie auch, denn Singles gab es zuvor nur zwei, so haben sie sich rar gemacht. und deswegen packt einen dieses Album noch viel mehr. Man geht einfach unvoreingenommen heran und wird überwältigt.
Die Arbeit liefern zehn richtige Post-Punk Schwergewichte ab. Alles sehr kompakt, und dennoch sind die Songs an vielen Stellen messerscharf. Zudem ist immer jede Menge Druck dabei, und auch die Texte bestechen durch beeindruckende Dringlichkeit. Was auch an dem Gesang von Sänger Maik Wieden liegt, denn dieser ist kraftvoll und beherrscht die Technik, dass man ihm zuhört. Er betont die Sätze und auch einzelne Wörter, so dass sie einem regelrecht ins Gehirn gepresst werden. Es ist schon ziemlich gekonnt, wie er singt, und dennoch kann man die Ironie in den Liedern immer erkennen.
Zudem passt es zum Sound, den Uwe Hauptvogel (g), Benjamin Rottluff (b) und Marius Jurtz (dr) hier servieren. Es ist Post-Punk, der gerne auf dem Punkt landet und selten sich in langen Atmosphäre-Nebeln versteckt. Nein, die Arbeit halten mit ihrem Sound nicht lange hinterm Berg, zudem haben die Songs eine gute Temperatur. Es ist nicht zu kühl, was man hört, und auch die Wut kommt noch warm auf den Tisch.
Was man bei „Material“ auch feststellen muss, ist, dass die Songs auf einem sehr hohen Level unterwegs sind und man deswegen nur sehr schwer einzelne Songs hervorheben kann. „Könige Im Nichts“ ist ein smarter Tanzflächen-Füller, bei „Leichen“ ist der Gesang herrlich theatralisch, und bei „Haut, Knochen und Gesichter“ ist am meisten Druck vorhanden. Insgesamt ist „Material“ eines der Highlights des Jahres und haut einen um.
Erschienen bei: Undressed Records