Lido Pimienta – Miss Colombia

Vor vier Jahren brachte Lido Pimienta ihr zweites Album „La Papessa“ heraus. Das ganze stemmte sie alleine, und dennoch schaffte sich die in Barranquilla / Kolumbien geborene Sängerin recht viel Aufmerksamkeit. Nun bräuchte sie nicht ganz so viel Publicity, und doch fällt der Nachfolger „Miss Colombia“ auf, auch weil Lido Pimienta auf dem Artwork so kunterbunt ist, dass man fast schon ein wenig erschlagen wird.

Doch warum trägt der dritte Langspieler den Namen „Miss Colombia“? Es ist auf jeden Fall nicht so, dass sie diesen Titel für sich beanspruchen kann, auch wenn sie es verdient hätte. Die Geschichte dazu hat aber wirklich mit der Wahl zur Miss Colombia zu tun. Der damalige Moderator Steve Harvey hat der kolumbianischen Gewinnerin die Krone weggenommen und eigenständig einer aus den Philippinen stammenden Teilnehmerin aufgesetzt. Das wäre schon ein Skandal, wenn nicht die anschließenden Kommentare in Netzwerken so von Hass und Rassismus geprägt wären.

Das musste Lido Pimienta verarbeiten, und deswegen ist es auch ein zentrales Thema. Musikalisch ist es aber nicht so, dass man hier die Wut über Rassismus hören würde. Die Songs haben fast immer etwas Leichtes, und oft hat man das Gefühl, dass Lido Pimientas Stimme hier leicht umher fliegt. Was man hört, ist dann auch dem Latin zuzuordnen und hat dennoch nicht viel mit dem zu tun, was man hierzulande damit verbindet. Es ist sehr viel Cumbia zu hören, nur dass hier die Bässe nur sehr selten brummen.

Vielmehr möchten die elf Titel einen dezent umgarnen, und an einigen Stellen gibt es auch feingliedrige Melodien, wie bei „Nada“. Dieser Song hat etwas Nonchalantes und geht dabei sanft ins Ohr. Ja, es braucht nie viel bei Lido Pimienta, das beweist sie bei dem stärksten Stück „Te Queria“, welches ganz leicht Kammerpop mit Cumbia verbindet und dabei unbeschwert klingt.

Erschienen bei: Anti / Indigo

lidopimienta.com