Whitney – Forever Turned Around
Ich hatte mir 2016 das Debüt „Light Upon The Lake“ von Whitney gekauft, weil ich verdammt viel Positives gelesen hatte. Gehört hatte ich keinen Ton und als ich die Nadel auf die Schallplatte legte, war ich im ersten Moment verwundert. Die Musik klang nicht sensationell, sondern eher wie man sich ein alten Sessel vorstellt. Nicht innovativ, aber vertraut und gemütlich.
Als erstes öffnete sich der Song „No Woman“ mit warmer Orgel, akustischen Gitarren und einem nasalen Falsett-Gesang. Nach und nach zeigte sich das Album und die Stärken, die mit dem Sessel schon ganz gut umschrieben sind. Man kann diesen Vergleich auch auf den Nachfolger „Forever Turned Around“ anwenden. Denn dieses Duo bewegt sich auch diesmal auf dem gleichen Weg und trägt dabei das selbe Schuhwerk wie beim Erstlingswerk.
Es wäre ein Einfaches ihnen vorzuwerfen, sich nicht zu entwickeln. Doch wenn es gut funktioniert muss man es nicht ändern. Deswegen haben Julien Ehrlich und Max Kakacek nur an Feinheiten geschraubt und darauf geachtet, dass die Arrangements auf Maß sitzen. Diesmal ist ihr Folk nicht viel wärmender und man muss kann es vielleicht mit einem Erntedankfest vergleichen. Denn „ Forever Turned Around“ ist ausladend und üppig bestückt und alles ist in schönen herbstlichen Farben. Alle Früchte – oder in diesem Fall die Songs – sind reif. Da kann auch der Gesang einen nicht aus der Bahn werfen und wenn man ehrlich ist, würde es mit einem anderen Timbre so nicht funktionieren.
Man muss nur mal den Opener „Giving Up“ anhören, dieser ist gut temperiert und lebt von dem Wohlklang. Man möchte den Kamin anmachen und dabei nachdenken wie schön das Leben ist. Dazu erklingen schöne Bläser, galant aber niemals funky. Keiner der zehn neuen Oden ist schmalbrüstig, sondern glänzt mit einem schönen Antlitz.
Erschienen bei: Secrety Canadian / Cargo