Cherry Glazerr – Stuffed Ready
2013 haben Cherry Glazerr ihre ersten musikalischen Gehversuche in Form einer Cassette namens „Papa Cremp“ herausgebracht. Damals ein wilder Ritt aus Garage-Rock und auch einer gesunden Portion Punk. Das haben sie bis zum letzten Album „Apocalipstick“ aufrecht gehalten. Jetzt, beim neuen Werk „Stuffed Ready“, ist Garage-Rock kaum noch vorhanden, der Punk hat sich auch ein wenig gewandelt.
Das ist unter anderem in der Band und vor allem bei der Frontrau Clementine Creevy zu bemerken. Gar nicht wegen den optischen Anmutung, sondern anhand ihres Gesangs, der nicht zwingend auf Schönklang achtet und gerne auch mal schief ist. Dennoch wickelt sie einen damit um die Finger, vielleicht weil er herrlich naiv anmutet und sie es dennoch faustdick hinter den Ohren hat. Ansonsten ist dieses vierte Werk aber durchaus milder und nicht mehr ganz so gegen den Strich gebürstet.
Die Songs sind mittlerweile auch gerne wunderbar verträumt, wie etwa „Pieces“, welches schon Lo-Fi-Dream Pop ist, und auch „Stupid Fish“ hat mehr melancholische Töne und sogar eine The Smiths-Gitarre. Ja, die Band hat sich für Jangle-Pop geöffnet und auch für ruhigere Töne. Auch sind die Melodien diesmal mit leichter Schwermut bestückt, wie der Opener „Ohio“. Dennoch ist in diesem Song genug Kraft vorhanden, und das Trio lärmt bittersüß in Shoegazing-Manier. Cherry Glazerr sind diesmal zwar noch immer noisig, aber auf anderen Wegen unterwegs.
Sie besinnen sich auf Indie-Rock-Sounds, die ihre Wurzeln in den vorherigen Dekaden finden. Diesmal sind sie dichter an The Smiths und My Bloody Valentine als an alten Garage-Haudegen und Punk-Recken. Manchmal muss man sich als Fan daran gewöhnen und vermisst ein wenig die Wucht. Gibt man „Stuffed Ready“ allerdings mehrere Durchläufen, kann man dem neuen Weg folgen und erfreut sich sogar an diesem.
Erschienen bei: Secretly Canadian / Cargo