Rustin Man – Drift Code
Dass die Musiker von Talk Talk nicht gerade für Schnellschüsse bekannt sind, ist hinlänglich bekannt. Man erinnere sich an ihre letzten Alben, die kamen nicht gerade schnell um die Ecke, aber sie waren beeindruckend. So war es auch mit den Solowerken. Auch das letzte Werk von Paul Webb alias Rustin Man liegt nun schon 17 Jahre zurück und war das gemeinsame Werk mit Beth Gibbons „Out Of Seasons“.
Nun ist sein erstes richtiges Solo-Album namens „Drift Code“ draußen und auch hier kann man sagen, dass es ein markantes ist, welches sich von der Masse absetzt. Zudem ist es zeitlos geworden, was bei der Dauer der Aufnahme-Zeit auch nicht verwundert. Webb ist halt ein Musiker, der genau überlegt wie jedes Detail klingen und sitzen muss. Das hört man den neun Liedern auch an. Er hat aber bestimmt auch lange nachgedacht, ob er als Sänger in Erscheinung treten will, zumal sein Timbre nicht das ungewöhnlichste ist. Es ist nasal und etwas brüchig und füllt nicht jedes Mal den Raum aus. Doch dass macht nichts, denn irgendwie passt es zu den Arrangements, die nach einem gelungenen Alterswerk anmuten.
Der Opener „Vanishing Heart“ klingt wie ein vergessenes Stück von Talk Talk, hätte aber auch wunderbar auf dem letzten David Bowie Langspieler seinen würdigen Platz gefunden. „Judgement Train“ ist dann ein psychedelischer Blues, den man nicht zwingend mit Paul Webb in Verbindung gebracht hätte, nach mehrmaligen Hören erschließt sich seine Daseinsberechtigung auf „Drift Code“ dann doch. Bei „Out Tomorrows“ zeigt Webb, dass er auch perlenden Jazz mit guten Pop verbinden kann. Und gleich das nächste Lied „Euphonium Dream“ ist ein mittelschwerer Brocken aus Jazz und Klassik.
„Drift Code“ ist zeitlos, reiht sich an LPs von David Bowie und Robert Wyatts ein und hat dennoch nicht all zu viel gemein mit dem gemeinsamen Werk mit Beth Gibbons. Es ist mutig und verzichtet auf Glanz, was bestimmt einige abschrecken wird, aber so ist es mit Talk Talk Musikern gewesen.
Erschienen bei: Domino / GoodtoGo