The Specials – Encore

Dass man das noch erleben darf! Ein neues Album von The Specials. Genau, die Band, die mit dem 2 Tone Ska der vermeintlich westlichen Welt den Ska nahegebracht und ihr auch ein neues Aussehen gegeben hat. Die britische Band schaffte 1979 mit ihrem Debüt „Specials“ den Durchbruch und zeigte, dass man mit dieser Musik auch auf britische Missstände aufmerksam machen kann. 1981 veröffentlichten sie den Song „Ghost Town“, der wunderbar die politische Landschaft und Gesellschaft unter Thatcher widerspiegelte und zudem einer der ungewöhnlichsten Nummer-Eins-Hits aller Zeiten ist.

Kurz danach aber wollte Keyboarder Jerry Dammers die Band anders ausrichten, weshalb Gitarrist Lynval Golding und Sänger Terry Hall die Band verließen. Terry Hall gründete daraufhin Fun Boy Three, mit denen es zwar auch poppiger wurde, die aber Songs ebenfalls mit politischen Äußerungen machten. The Specials lösten sich 1984 daraufhin auf und fanden 1997 zusammen, bis sie sich 2001 erneut trennten. Sechs Jahre später rauften sie sich zusammen, wenn auch nicht in der ursprünglichen Besetzung. Irgendwann hatte Dammers auch genug und beschäftigte sich anderweitig.

Nun aber sind die anderen Mitglieder wieder dabei und haben zum ersten Mal ein neues Album namens „Encore“ aufgenommen. Im ersten Moment kann man natürlich skeptisch sein, denn überzeugen die alten Recken noch? Und zudem könnte man auch sagen, dass sie ihre groß geplante Tour so pushen. Doch das würde zu der Band auch nicht passen, und so kann man sich über zehn neue Songs freuen. „The Lunatics“ war schon ein Hit für Fun Boy Three, ist diesmal aber wesentlich relaxter arrangiert, und dennoch bleibt die Message erhalten.

Des weiteren sind zwei Fremdkompositionen dabei: Eddy Grants Frühphasen-Hit „Black Skin Blue Eyed Boys“ hat hier noch immer Funk, hat Drive und ist eingängig. Auch „Blam Blam Fever“ von Valentines ist ein Uptempo-Reggae-Stück, das ansehnlich dahin schunkelt und durch leichten Toast-Gesang aufgewertet wird. Doch wer denkt, dass The Specials eher wie eine Retro-Veranstaltung aussehen, der liegt falsch. Sie können auch heute noch wichtig sein und etwas zu sagen haben. Relevantester Moment auf „Encore“ diesbezüglich ist „10 Commandments“, bei dem die Aktivistin Saffiyan Khan hie die Lage analysiert und Statements direkt in die Ohren katapultiert, ohne dabei den Zeigefinger zu erheben. Aber es geht auch um persönliche Dinge. Mal eher ein wenig banal, wie bei „Breaking Point“, bei dem es um die Nachteile des Internets geht.

In „The Life And Times (Of A Man Called Depression“ geht es um die Depression, die Terry Hall eine Zeit lang erlebte. Musikalisch ist dieses Album nicht mehr ganz so Up-to-Date, wie es die Band früher einmal war, dennoch ist es frisch genug, um heute zu begeistern. Nach mehrmaligem Durchlauf bemerkt man zudem, dass es ein stimmiges und liebenswertes Werk ist, bei dem man nicht das Wort Comeback in den Mund nehmen muss, da es nicht wie ein Aufbrühen alter Zeiten und Fähigkeiten ist. Noch immer groß, The Specials!

Erschienen bei: Universal

www.thespecials.com