Cat Power – Wanderer
Sechs Jahre gab es kaum etwas von Charlyn Marie Marshall alias Cat Power zu hören, und es sollte eigentlich nicht so lange dauern. Doch die Plattenfirma hatte sich zuerst nicht so positiv gestimmt von der neuen Platte „The Wanderer“ gezeigt. Es fehle der Hit, doch sind wir mal ehrlich, wann hat Cat Power mal einen Gassenhauer aus dem Ärmel geschüttelt? Noch nie! Klar, es gibt immer einige Lieder, die ihren Charme entfalten und Melodien, die sich zaghaft wie ein Krokus öffnen, doch sie ist nun alles andere als eine Hitmaschine.
Das neue Album handelt laut Cat Power von dem „Weg, den mein Leben auf dieser Reise genommen hat – von Stadt zu Stadt zu gehen, mit meiner Gitarre, meine Geschichte zu erzählen; mit Ehrfurcht vor den Menschen, die Ähnliches Generationen vor mir gemacht haben. Folksänger, Bluessänger und alles dazwischen. Sie waren alle Wanderer, und ich bin froh, unter ihnen zu sein.“ Musikalisch ist „Wanderer“ dann aber ein Leisetreter geworden, bei dem aber die Stimme von ihr gut zur Geltung kommt und bei dem die Songs schüchtern ihren Platz suchen. Und wenn man wieder auf das Ziel eines Hits kommen will, dann kann man verstehen, dass das Label diese Platte ein wenig kritisch betrachtet hat.
Dabei ist mit „Woman“ sogar ein Versuch da, denn es ist ein Duett mit Lana Del Rey, und dennoch ist es glücklicherweise nicht so, dass die bekannte Sängerin hier alles übertüncht und man von Cat Power nichts mitbekommt. Im Gegenteil, auch hier behält Cat Power das Zepter fest in der Hand. Sie ist selbstbestimmt, und das ist sehr wichtig als Künstler(in) und eine ihrer Stärken. Da mag es zwar verwundern, dass sie dann ausgerechnet Rihannas „Stay“ covert, aber das ist gewohnt mit einer herrlichen Unaufgeregtheit interpretiert und legt dabei eine verdammt zarte Seite des Songs offen. Und so ist es auch bei ihren Liedern, die sind allesamt filigran gebaut, und vielleicht wären es doch alles große Gassenhauer, wenn Rihanna sie singen würde. Doch es geht bei Cat Power mehr um die Geschichten, Begegnungen, das Verwirklichen, und das alles kommt auf „Wanderer“ zusammen.
Erschienen bei: Domino / Rough Trade