Petrol Girls – Cut & Stitch

2016 schossen Petrol Girls mit einer unglaublichen Wucht mit ihrem Debüt „Talk Of Violence“ um die Ecke. Von der Energie kann man lange zehren und dennoch freut man sich, dass jetzt drei Jahre später der Nachfolger von „Cut & Stitich“ draußen ist, denn dieser legt noch eine ordentliche Schippe drauf.

Zwar nicht zwingend im Bereich Wucht, auch wenn der Post Hardcore der Londoner Gruppe diesmal zeitweise durchbrochen wird. „Rootless“ ist ein Durchbrecher, da ist der Gesang eher Spoken Word und musikalisch in ähnlichen Gewässern wie Sonic Youth. Und auch sonst haben sich bei den 15 neuen Songs so manche kleine aber kraftvolle Soundkulissen hineingeschlichen, die dazu beitragen, das „Cut & Stitch“ als Gesamtwerk funktioniert. Es wird dadurch Spannung aufgebaut und der Lärm aufgelockert, aber nicht im Ansatz abgebaut.

Mit dieser Feststellung macht es auch Sinn, dass Petrol Girls sagen, dass „Cut & Stitich“ ihr experimentellstes Album ist. Gut, bei zwei Platten ist diese Tatsache auch schnell herbei geführt. Trotzdem ist dieses zweite Werk für dieses Genre sehr mutig und vielschichtig. Denn hier wird nicht brachial und unkontrolliert losgebrettert. Die Energie ist gezielt eingesetzt. Da kann es sein, dass in einem Moment alles zerbirst und der Gesang von Liepa Kuriat machtvoll demonstriert, dass sie wütende Screamo-Attacken auf einen schleudern und dabei noch Gift und Galle spucken kann. Sekunden später ist es ihr aber auch möglich, durch ruhigere Passagen zu driften ohne an Leidenschaft zu verlieren.

So geht es auch bei der Band zu, die können ihren Krach auch gut selektieren und immer wieder überraschen. Mal hauen sie so eine Energie heraus, wie bei „The „Sound“, dass das zusammen mit dem Gesang so ein Faustschlag ins Gesicht ist wie das Coverbild von „Vulgar Disply Of Power“ von Pantera. Aber dann hauen sie auch eine akustische Folk-Spieleierei heraus, um dann noch mal ihr musikalisches Gedächtnis in Math-Rock zu präsentieren. „Cuts & Stitch“ ist sicherlich eine der mitreißendsten Rock-Platten des Jahres und es könnte durchaus ein mittelschwerer Klassiker des Genres werden.

Erschienen bei: Hassle Records / Membran

petrolgirls.bandcamp.com