The Chemcial Brothers – No Geography
Ein wenig misstrauisch ist man ja schon gewesen. Nach den letzten beiden Alben „Further“ (2010) und „Born In The Echoes“ (2015) hatte man ein wenig die Lust verloren. Vielleicht fehlte es an den typischen Block Rockin Beats, die diese beiden Briten weltberühmt gemacht haben und dennoch muss man feststellen, dass die Stücke der Chemical Brothers im Gegensatz zu ihrer Konkurrenz von The Prodigy noch immer wesentlich packender wirken.
Auch Langspieler Nummer neun füttert den Fan nicht zwingend mit Altbewährtem. Dennoch bugsieren sie sich zu ihren alten Stärken zurück. Die Beats stimmen wieder und man wird ordentlich durchgerüttelt. Ein Stück wie „Free Yourself“ ist treibend als wäre die Zeitanzeige vor 20 Jahren stehen geblieben. Doch „No Geography“ steht vor allem für die Einbindung des HI-NRG-Sounds.
Schon die erste Single „Eye Of Destruction“ beweist es: Verzerrter Gesang, jede Menge Synthie-Sounds und man fühlt sich, als wäre man in den Achtziger Jahren kurz nach dem Abebben der Acid-Welle. Dabei hat der Song jede Menge Drive und Vocal-House-Ansätze. Auch „The Universe Sent Me“ hat viel Hi-NRG in sich und man fragt sich, ob man noch alte Wurzeln von damaligen Helden wie Bobby O oder Patriik Cowley findet. Nicht ganz, aber auf „No Geography“ wimmelt es so von alten Samples, die meist aus der Disco-Zeit stammen, die aber hier in die besagte Nachfolge-Musik Hi-NRG umgebettet wurden.
Das tut dem Album ungemein gut. Auch dass die alten Samples Platz zum Atmen finden ist sehr postiv. So klingt „We´ve Got To Try“ wie eine Mischung aus Motown und Justice French House oder auch „Mah“ mit seinem El Coco Sample verbindet wuchtige rockende Beats mit altem knochigem Disco-Stampf-Sound, die sich zu einen kraftstrotzenden und aufreibenden Hybrid für den Dancefloor ergänzen. „No Geography“ zeigt, dass die Chemcial Brothers auch nach über 25 Jahren ihr Handwerk verstehen und man darf sagen, dass es das beste Album seit mindestens „Push The Button“ ist.
Erschienen bei: Virgin / Universal