Bitter Moon & After 5:08 – Berliner Kinder
Das Duo Bitter Moon, bestehend aus Simone Bernardoni und Réka Csiszér, arbeitet diesmal mit After 5:08 und gibt sich auf „Berliner Kinder“ einer Hommage hin. Ob es bewusst ist, ist nicht ganz klar, aber vermutlich ist es so. Denn die neue Platte trägt den Namen „Berliner Kinder“ und somit ist es doch offensichtlich, dass hier der Berliner Schule gehuldigt wird.
Dieses Genre war in den siebziger Jahren international stilprägend und hat die elektronische Musik ungemein weit vorangetrieben. Es war Musik, die auf Atmosphäre setzte, anstatt mit schnellem Tempo und Brüchen zu arbeiten. Deswegen waren viele der Lieder auch gerne minutenlang, und gerne füllte ein Lied eine ganze Schallplatten-Seite. Bands und Acts wie Tangerine Dream, Ash Ra Tempel oder Agitation Free waren auch im Ausland erfolgreich, und solch Genrebezwinger wie Brian Eno oder David Bowie waren nicht nur Fans, sondern wurden beeinflusst von dieser frühen elektronischen Musik.
Bitter Moon haben gemeinsam mit After 5:08 jetzt diese prägende Zeit aufgegriffen und passend umgesetzt. Denn die sechs Lieder hätten auch in den siebziger Jahren die Menschen beeindruckt. Dabei sind die Lieder aber nie so lang geraten und verzetteln sich nicht in avantgardistischen Arbeiten. Beim Opener „Pretty In The Dark“ beweisen sie sogar ein leicht poppiges Gespür, und so könnte das Lied auch von Lali Puna stammen, zumal hier auch ein schmeichelnder weiblicher Gesang in der leicht melancholischen Melodie vorhanden ist.
Bei Liedern, wo nicht gesungen wird, ist es ein wenig abstrakter, bleibt aber dennoch zugänglich. Dabei wandern sie auch gerne dicht am Ambient-Sound, der durch die Berliner Schule mit erfunden wurde. Schön ist auch, dass der Sound oft so klingt, als würde er mit alten Klangkisten erzeugt und nicht einem leblosen Laptop. Eine sehr passende Hommage an die Berliner Schule ist Bitter Moon & After 5:08 hier gelungen.
Erschienen bei: Blau Blau Records