Hot Chip – Freakout / Release
Man muss es ja schon ein wenig zugeben, so gecatcht wie im Sommer 2006, als ihr zweites Album „The Warning“ mitsamt Hits wie „Boy From School“ oder „Over and Over“ erschien, haben Hot Chip einen nicht noch einmal. Doch man darf auch feststellen, dass die Briten auch nie enttäuscht haben.
Sie verstehen es noch immer, gekonnte elektronische Ohrschmeichler zu schreiben, die auch die Füße erreichen. Da bildet auch das gerade erschienene siebte Album „Freakout / Release“ keine Ausnahme, und wenn man will, kann man schon vom Albumtitel einiges ableiten. Schließlich war Freakout“ einer der Schlachtrufe der Disco-Szene der Siebziger, als Chic damals und bis heute mit ihrem Überhit „Le Freak“ für weltweite Furore sorgte. „Release“ hingegen ist das im ersten Moment unscheinbare kleine Meisterwerk der Pet Shop Boys aus dem Jahre 2002. das war ein Album, das es aber faustdick hinter den Ohren hat und ungemein klug und schüchtern zugleich war.
Das trifft auch auf die vorliegende Platte von Hot Chip zu. Bei den ersten Durchläufen hat man ein wenig die Befürchtung, dass es käsig wirkt und einen die Songs nicht in den Bann ziehen. Doch dann bei dem vierten oder den fünften Durchgang werden die Songs auf „Freakout / Release“ wachgeküsst. Dann bemerkt man, dass fast jeder Songs charmanter Hit ist, nur kommen diese nicht so offensiv daher.
Wobei der Opener „Down“ einen doch gleich kickt, wobei der Dank hier der ein wenig vergessenen New Yorker Funk Band Universal Togetherness Band gilt, denn deren Song „More Than Enough“ diente als Sample. Auch schön bei diesem Opener und Single ist der Rhythmus, der so stabil ist wie lange nicht mehr bei Hot Chip. So kraftvoll bouncet (sorry, das Wort musste raus) es dann nicht wieder. Aber die Songs sind herrlich bunt und leben von den beiden unterschiedlichen Stimmen von Alexis Taylor und Joe Goddard, die sich mehr ergänzen, als dass sie sich in die Quere kommen. Auffallend ist auch, dass die Songs diesmal wieder mehr wagen als bei den letzten Alben.
Beim Titelstück fällt es auf, denn hier gibt es Wendungen, und man kann sagen, dass es ein wenig sogar Synthie Prog Disco ist. Manchmal sind ihre Songs aber auch schön filigran und leicht verspielt wie „Not Alone“, um später dann doch von dem gewaltigen „Time“ umgepustet zu werden. Eines ist neu bei Hot Chip: Bei „The Evil That Men Do“ haben sie sogar Rapparts dabei. Und selbst bei diesen Songs gibt es sanfte Momente.
Das ist auch das Kunststück, das Hot Chip besonders gut können, nämlich zwischen den vielen Tanzflur-Momente immer wieder weiche Momente einzubauen und im richtigen Moment dann doch die perfekte Melodie. Da wären wir wieder bei den Pet Shop Boys.
Erschienen bei: Domino Records