Porridge Radio – Waterslide, Diving Board, Ladder To The Sky

In der letzten Zeit habe ich an dieser Stelle oft von Corona-Platten geschrieben, und liest man die folgende Textzeile, denkt man auch an so ein Werk „Geh ins Haus, sperr alle Fenster zu, schließ die Türen…“. Das sind die Textzeilen von „Back To The Radio“, Single und Opener des neuen Porridge-Radio-Albums „Waterslide, Diving Board, Ladder To The Sky“.

Doch diese Textzeilen entstanden schon vor der Pandemie, und der Grund für diese Zeilen war ein ganz anderer. Es geht eher darum, wie umgehen mit dem Erwartungsdruck nach einem erfolgreichen Album. Denn der zweite Langspieler „Every Bad“ war fertig und wurde weltweit verehrt in Indie-Kreisen. Das machte Frontfrau Dana Margolin zu schaffen, und sie wollte sich am liebsten verkriechen. Deswegen hat es auch gedauert, bis der Nachfolger mit dem langen Namen „Waterslide, Diving Board, Ladder To The Sky“ rausgekommen ist. Doch die Sorge, die Dana Margolin hatte, ist dann wohl doch unberechtigt gewesen.

Im Gegenteil, der Band aus dem britischen Brighton ist hier noch eine lockere Steigerung gelungen. Die erwähnte Single wird auch mehrfach getoppt. Man muss nur anhören, wie fordernd und eindringlich die Sängerin bei „Birthday Party“ singt. Das ist so druckvoll und trifft einen, und die Band ist dabei ungemein rockig. Dazu taucht eine Orgel dezent auf. Dieses Instrument ist aber nicht im Hintergrund, sondern kann auch mal einen Song führen, wie „I Hope She’s OK 2“ und den Wahnsinn in Danas Stimme noch mehr vorantreiben. Dass dazu auch noch eine unauffällige Trompete hier Unterschlupf bekommt, macht es sympathisch.

Auch bei „Splintered“ ist die Orgel ganz vorne, aber diesmal ist es aber vom Tempo gedrosselt und erzeugt damit ein wenig Geisterstadt-Feeling. Ein Hit ist „The Rip“ und deswegen auch als Single erschienen, die massiven Sound hat, klagend ist und dennoch eine Melodie hat. Wenn es eine ultimative Melodie für Trauerklöße geben sollte, dann wäre „Trying“ ein Kandidat für solch ein Exemplar. Schwer, voller Melancholie und dennoch irgendwie kämpferisch, laut und ein wenig aufwühlend.

Was an „Waterslide, Diving Board, Ladder To The Sky“ auch auffällt, sind zwei Sachen. Zum einen ist es die Dichte des Sounds, zum anderen der Gesang von Dana, einen mit dieser Intensität beeindruckt, und dann kann sie auch teilweise eine gewisse Kühlheit von Nico mit einbringen. Eine Großtat! Bleibt zu hoffen, dass sich die Frontfrau aufgrund des Lobes nicht wieder zurückzieht.

Erschienen bei: Secretly Canadian

porridgeradio.bandcamp.com