Hoodna Orchestra – Ofel
Die Situation in Israel ist bekanntermaßen keine leichte und meist ist es ja so, dass wenn die Situation schwierig ist, die Kunst und Kultur floriert. Das Hoodna Orchestra hat sich 2012 gegründet und hat die afrikanische Musik mit westlicher Popkultur verbunden. Deswegen hatte die Band auch Anfangs den Namen Hoodna Afrobeat Orchestra, doch diesen haben sie mittlerweile abgelegt und auch die afrikanische Musik ist nicht mehr so stilprägend. Und ich sage es selten, aber es ist gut.
Denn sonst würde die Band auf „Ofel“ nicht so imposant und vor allem so explosiv klingen. Denn vom Afrobeat haben sie die satten Bläser behalten, die einen hier umblasen. Das verwundert nicht, denn diese Band besteht aus zwölf Musikern und betrachtet sich mehr als Kollektiv, dessen künstlerischer Anführer Iian Smilian ist, dem diese Truppe auch als Einfluss dient. Doch auch von anderen Dingen holt sich das Hoodna Orchestra ihre kulturellen Sporen.
So ist überall Jazz zu erkennen und Funk zu spüren. Das Ganze in einer so wuchtigen Variante, dass man nur mit offener Mundklappe dasteht. Es kommt einem ein wahres Füllhorn entgegen und es macht ungemein Spaß, dem zu folgen. Kommen wir aber nochmal auf weitere Einflüsse: Das Kernstück ist sicherlich „Beit Lechem“, ein fast Neun-Minuten-Stück, das mit Schweineorgel und Rockgitarren daherkommt, die Blues, Psychedelic und Wahnsinn zugleich spielen und dabei einen unglaublichen Funk und Groove im Hinterteil haben, dass man sich fragt, wie man das alles vereinen kann.
Aber die Truppe ist auch elektronisch rockender Musik nicht verschlossen und so huldigen sie mit „Breathe“ The Prodigy – ihr Tribut an Keith Flint, wobei dieser Song schon vor dem Sterben des markanten Tänzers und Derwischs entstanden ist. Man muss sagen, dass die Energie von Hoodna Orchestra identisch ist. „Ofel“ ist sicherlich eins der powerfulsten Alben des Jahres.
Erschienen bei: Agogo Records