Die Cigaretten – Emotional Eater
Man kann schon sagen, dass das Debüt „Vibe Ride“ von Die Cigaretten 2019 ein wenig unter dem Radar geflogen ist. Und es wurde auch nicht besser, denn es sollte dann ein neues Album kommen, das aber aufgrund von Corona doch nicht herauskam. Nun ist vor kurzer Zeit der Zweitling „Emotional Eater“ herausgekommen und zeigt sich so vital und klingt, als würden wir jetzt keine Pandemie erleben.
Hier erlebt man Indie-Rock wie man ihn in den Neunziger Jahren erlebt hat und der stilprägend ist. Vermutlich hätten geschäftstüchtige Plattenfirmen-Manager damals einen „Hamburger Schule“-Button auf die Platte gepappt. Und in der Tat kann man den Zorn von den jungen Tocotronic vernehmen und auch deren Hang zum ungeschliffenen Sound. Auch zum Agit Punk ist es bei dem Trio nicht weit. Slackertum-Momente gibt es auch immer wieder, und wenn man Grunge sucht, wird man auch fündig.
Dabei schaffen es Die Cigaretten, sich nicht festzulegen und sogar manchmal Groove einzubetten wie bei „Kein Bock mehr mit dir rumzuhängen“, bei dem man sich gefühlt in einem Jugendzentrum wiederfindet. Doch Die Cigaretten sind aus diesem Stadium längst herausgewachsen, haben sich aber die Leidenschaft von jungen Bands beibehalten. So ungestüm hüpfen sie zwischen den Genres umher, und man wird davon mitgerissen.
Was ein wenig fehlt, sind vielleicht ein paar Melodien und Hits. Denn dann wäre „Emotional Eater“ ein kleiner Klassiker. Dennoch ist es ein ziemlich gutes Album, denn es hat Understatement und kann dennoch durchaus in den richtigen Momenten dringlich sein.
Erschienen bei: Audiolith Records