Nathan Johnston & The Angels of Libra – Nathan Johnston & The Angels of Libra

Nathan Johnston kennen einige vielleicht noch als Sion Hill, der damals aus seiner Vorliebe für Blues und Soul keinen Hehl gemacht hat. Auch konnte man seinerzeit bemerken, dass seine Musik die Gehirnzellen anspringen lässt, die für Nostalgie zuständig sind. Nun hat er eine Band um sich geschart und nennt sich Nathan Johnston & The Angels of Libra. Auch hier geht es retro zu, im positiven Sinne.

Das merkt man schon daran, dass die Aufnahmen für das Debüt „Nathan Johnston & The Angels of Libra“ auf einem 8-Track Tape gefertigt wurden. Das ist ein Tonträger, welcher in den 50er bis 70er Jahren genutzt und meist nur in den USA vertrieben wurde. Das passt auch, denn die Musik der Hamburger Truppe mit dem irischen Sänger hätte auch eine tolle klassische Soul-Platte sein können, die bei Daptone erschienen wäre.

Denn auch hier stimmt alles, allen voran dass sie sich nie hetzen lassen und immer in mittelschnellem Tempo durch dieses Genre schippern. Auch wunderbar ist, dass Nathan Johnston und The Angels of Libra nicht einen Augenblick auf einen möglichen Zeitgeist schielen und sich ablenken lassen. Stattdessen konzentrieren sie sich auf ihre Mission, und diese besteht aus schillernden Bläsern, flirrenden Streichern und einer Rhythmusgruppe, die immer auf den Punkt ist und dennoch versteht zu variieren und auch mal den Groove laufen zu lassen.

Das ist auch die perfekte Umgebung für die Stimme von Nathan Johnston. Die hat etwas ungemein Sanftes, und man muss gestehen, keine große Stimmgewalt. Doch diese wird hier bei dem eleganten und smarten Sound nicht gebraucht, denn seine Band weiß, wie man diese Stimme transportieren muss, weshalb der Funk eher dezent daher kommt, wie bei „Do You Wanna Be A Start“, bei dem die Bläser immer wunderbar aufflackern. Bei „In A Different World“ beweisen Nathan Johnston & The Angels of Libra, dass sie auch Blaxplotion-Sound sicher hinbekommen und auch gelassenen Blues. „Curtis (Reprise)“ klingt wunderbar gekonnt und überhaupt nicht aufgesetzt.

Man bemerkt bei diesem Debüt, wie sich Band und Sänger gefunden haben, und so kann sich „Nathan Johnston & The Angels of Libra“ mit den ganz tollen Daptone-Alben problemlos messen. Großartig.

Erschienen bei: Waterfall Records / Broken Silence

https://angelsoflibra.bandcamp.com/album/nathan-johnston-the-angels-of-libra