Die Sterne – Hallo Euphoria
Ab 2014 war man kaum zuversichtlich, dass Die Sterne noch ihr 25jähriges Bandjubiläum zusammen bekommen würde. Denn die Band löste sich fast vollständig auf, nur Frontmann Frank Spilker hielt ihr die Treue. Ihm ist also zu verdanken, dass die Institution Die Sterne mittlerweile 30 Jahre Geschichte schreiben können. Seit dem letzten Langspieler „Die Sterne“ spielt er mit anderen Musikern.
„Hallo Euphoria“ ist nun das zwölfte Album, und auch diesmal sind andere Musiker und Musikerinnen dabei, die aber diesmal wieder mehr als Band funktionieren. Das hört man auch, denn es groovt wieder viel mehr, und das ist es ja, was die Band damals so beliebt gemacht hat. Gut, die Orgel ist ziemlich verschwunden, und ganz so energisch wie auf deren Meisterwerk „Posen“ wird die Band auch seltener.
Dennoch gewinnen Songs wie „Ping Pong“ an Begeisterung, und so kann man sich in der fast schon vergessenen Indie-Disco wiederfinden. Aber wegen der tanzbaren Hits alleine liebt man Die Sterne nicht nur. Sie haben auch andere Facetten in der klanglichen Auslage. Denn es gibt auch mal verträumte Songs wie „Niemand kommt unschuldig raus“, mal gibt es krautig Elektronisches, welches stark an Neu! erinnert, wie beim Titelstück. Zum Schluss „Wir wissen nichts“ gibt es sogar galante Streicher und ein wenig Melancholie.
Was diese Band auch ausmacht, findet man bei „Hallo Euphoria“ wieder, nämlich die Stärke der Texte. Vor allem verbinden sie diesmal wieder Humor mit Kritik, und so singt Spilker „„Prätentiöse Pseudolyrik bringt uns nicht die Revolution!“. Dabei gab es ja früher Kritiken, wo man genau dieser Band wegen ihrer klugen Lyrik Vorwürfe gemacht hat. Diese Schmach haben sie hiermit weggesungen und sie packen noch einen aus: bei „Spilker immer mittendrin“. Dort besingt Frank Spilker, dass er und seine Band immer mittendrin waren und dennoch nichts gegen die Krisen dieser Welt ausrichten können. Doch sie können doch etwas ausrichten, indem sie darauf aufmerksam machen, Und so weisen sie hin und besingen den Kapitalismus und das Immer-wieder-hinten-Anstellen der Natur gegenüber Profit, wie bei „Die Welt wird knusprig“.
Es ist schön dass Frank Spilker noch immer da ist, wenn auch mit neuer Mannschaft aus bekannten Bands wie Von Spar, Urlaub in Polen und The Blood Alarm. Bei „Hallo Euphoria“ bemerkt man, wie wichtig es ist, dass es Die Sterne noch gibt.
Erschienen bei: PIAS / Rough Trade