Wet Leg – Wet Leg
Vielleicht sind es ja Mythen wie folgender, die aus einer unbekannten Band einen handfesten Hype machen. Denn Rhian Teasdale und Hester Chambers sollen sich an einem nebligen Abend in einem Riesenrad kennen gelernt und dann festgestellt haben, dass die beiden Damen eine sehr ähnliche Vorliebe für Musik haben. Aus dieser nicht verifizierten Geschichte hat sich dann die Band Wet Leg gegründet.
Blitzschnell ging es dann mit diesem Duo los, und zwei Singles sorgten dafür, dass das Interesse groß wurde. So gelang es Wet Leg, als Support-Act für CHVRCHES und Idles auftreten zu dürfen, und zu diesem Zeitpunkt gab es nur die besagten Singles. Erst kürzlich ist das Debüt der beiden heraus gekommen, und man kann sagen, dass die Begeisterung durchaus berechtigt ist. Wobei man als junger Mensch sicherlich mehr mitgerissen wird, denn Pop und Rock wiederholt sich gerne. Als junger Mensch hat man einiges zuvor noch nicht erlebt, was man hier hört.
Man erlebt hier Musik, die uns in den 00er Jahren zum tanzen gebracht hat, als die ganzen Indie- Kapellen einen zum Tanz baten, aber auch Bands wie Lush oder Belly aus den Neunzigern mag man ein wenig entdecken, wie auch den Gitarrensound von Sleater Kinney oder The Breeders. Doch sicherlich sind die Referenzen nicht bewusst in den Sound eingezogen, und genau deshalb funktioniert der Hype, und auch deswegen wirken Wet Leg glaubhaft. Da macht es auch Sinn, dass sie in einem Interview gesagt haben, dass sie ursprünglich Musik machen wollten, die die Leute zum Tanzen bringt, und dennoch sind immer ein paar zarte Momente kleiner Melancholie dabei. Doch die macht sich meist nur bei den Melodien erkenntlich.
Denn wie die beiden Damen von der Isle Of Wight geht es meistens um den Spaß und das Tanzen, und so klingen Songs wie die Single „Chaise Longue“ so unbeschwert und ziehen einen auf die Tanzfläche. Bei „Angelica“ hat man das Gefühl, die perfekte Blaupause von den Yeah Yeah Yeahs-Alben „Fever To Tell“ und „It´s Blitz“ gefunden zu haben. „Loving You“ hat dann die besagte Melancholie und klingt irgendwie so lieblich kindlich und dennoch trifft und ergreift es, als würde man in einem Tagebuch lesen. Herrlich auch, wie unbeschwert „Ur Mum“ daher kommt, ähnlich wie ein Girl-Pop Song, bei dem dann doch zwischendurch einige Schreie auftauchen.
Auch der aufgekratzte Punk-Sound bei „Oh No“ lässt verstehen, warum Idles an den beiden Damen einen Narren gefressen haben. Und wer bei „Too Late Show“ nicht unter freiem Sommerhimmel ausgelassen tanzen möchte, dem ist auch nicht zu helfen. Irgendwie muss ich gestehen, dass mich dieses Album dann auch als fast 50jähriger genauso begeistern kann wie einen Teenager.
Erschienen bei: Domino Records