Elvis Costello & The Imposters – The Boy Named If

Man ist durchaus häufig überrascht bei einem neuen Elvis-Costello-Album, denn er hat sich in seiner über 45 Jahre langen Karriere schon viele Genres angeeignet. Vor allem in den letzten 25 Jahren hat er einiges ausprobiert, eines der letzten Werke war eine Hommage an den guten alten Motown-Sound.

Nun ist man wieder überrascht über einen der bekanntesten Brillenträger der Musik (neben Elton John und John Lennon), denn mit „The Boy Namend If“ knüpft er an seinen Anfängen an. Damals fiel er auf, als er zwischen den ganzen wütenden Punk-Bands auftauchte. Er war auch bissig und wütend, nur hat er die Songs nie ins Chaos gestürzt und mischte Elemente des Punk mit einer guten und cleveren Portion Pop. Dass dabei auch Songs und Alben für die Ewigkeiten entstanden, wissen wir alle.

Klar, an Meilensteine wie „My Aim Is True“ und „This Year Model“ kommt das neuste Werk nicht heran, aber Elvis Costello und seine Band The Imposters spielen genauso losgelöst. Dabei passiert dann, was früher auch passierte, es entstehen Songs, die nach mehreren Durchläufen sich öffnen und dann zu tollen Ohrwürmern entfalten. Und diese Songs sind dann von alter Schule; das Schlagzeug arbeitet kontinuierlich, die Orgel spendet Wärme, Gitarren und Bass sprudeln vor Freude, und irgendwie hat man auch das Gefühl, dass immer Swing vibriert, ohne dabei aufdringlich zu sein. Dazu auch die Tatsache, dass die Musik immer angenehm dezent aufgekratzt ist, und auch die Freude und das Originelle sind wieder da.

Tolle Songs sind sie alle, man kann kaum einen hervorheben, aber „Farewell, OK“ oder „Mistook Me For A Fool“ hätten auf seinen Klassikern gut hineingepasst. Auch das Titelstück und zudem Opener hat soviel Druck und Verve, wie man es schon lange nicht mehr bei Elvis Costello erlebt hat. Bei „The Difference“ gibt es richtig rockige Gitarre und ab und zu auch Platz für zärtliche Kuschel-Schunkler wie „What If I Can´t Give You Anything But Love“ und auch für ein bisschen Spaß, wie bei „The Man You Love To Hate“. „The Boy Named If“ ist schon ein mittelschwerer Klassiker in seiner sehr qualitativen Diskographie.

Erschienen bei: Universal

www.elviscostello.com