Damon Albarn – The Nearler The Fountain, More Pure The Stream Flows

Als ich das erste Mal das zweite Solo-Album „The Nearler The Fountain, More Pure The Stream Flows“ von Damon Albarn hörte, da war ich schon gefasst. Schließlich hat er mit Blur dem Brit-Pop wichtige Momente geschenkt, mit Gorillaz eine Super-Group erschaffen, wie es sie so noch nie gab und dementsprechend auch einzigartig klingt. Zudem hat er sich auch lange mit der Musik aus Mali auseinandergesetzt.

Man muss mit allem rechnen, und dennoch war ich beim ersten Hören total irritiert; man hörte Trompeten, keinen Gesang, und auch auch sonst war es Avantgarde galore. Doch irgendwann bemerkte ich, dass ich das Album von Timothée Quost namens „Platten The Curve“ gehört habe. Die CDs standen nebeneinander im Regal, und die Cover haben eindeutig Parallelen. Ganz so gewagt wie das falsche Werk ist „The Nearler The Fountain, More Pure The Stream Flows“ dann doch nicht, aber dennoch kann man behaupten, eines der gewagtesten Alben von Damon Albarn zu hören.

Es fängt schon damit an, dass die Titel aus einem Gedicht des Naturdichters John Clares stammen. In dem Gedicht aus dem frühen 19. Jahrhundert geht es um die Natur, und so sinniert Damon Albarn hier auch viel über Flüsse, Hügel und Tiere. Klar, das ist kein Textmaterial, bei dem man viele Hits ausfindig machen kann. Es dauert auch erst eine kleine Weile, bis man als Fan von Blur einige versöhnliche Augenblicke erleben kann. Die Melodie von „Royal Morning Blue“ z.B., der aber dennoch kein Britpop ist.

Davon hat er sich abgewandt, und deswegen ist es auch diesmal möglich, dass Noise, bestehend aus Saxophon und Klavier, wie bei „Combustion“ zu einer wilden kleinen Jazz-Orgie wird. Das ist sicherlich der größte Ausreißer auf „The Nearler The Fountain, More Pure The Stream Flows“, die meisten Lieder sind dann feine Spieluhren-Melodien, und wer es nicht glaubt, der sollte mal „Darkness To Light“ anhören.

Bei diesem Song kann man Parallelen zu der Melodie von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ finden. Man muss zugeben, dass „The Nearler The Fountain, More Pure The Stream Flows“ eine Langspielplatte nur für die Damon- Albarn-Fans ist, die auch die Veröffentlichungen schätzen, die er fernab der beiden bekannten Bands herausgehauen hat.

Erschienen bei: Transgressive Records / PIAS

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