Iceage – Seek Shelter
Wenn man schon mit dem Debüt nahezu alles richtig macht, dann ist eine Steigerung meist sehr schwer. Vor elf Jahren kam mit „New Brigade“ das ungestüme Debüt von Iceage heraus und war Punk mit gewissem jugendlichem Drang.
Vor drei Jahren, mit „Beyondless“, haben sie die beste Post-Punk Platte Dänemarks seit Sort Sol-Platten herausgebracht. Das wurde auch außerhalb des skandinavischen Landes erkannt, und so war dieses Album auch in den USA und UK seinerzeit auf vielen Jahres-Bestenlisten.
„Seek Shelter“ ist die Platte nach den internationalen Lobbekundungen, und man muss gestehen, man muss sich erst einmal dran gewöhnen, denn der Post-Punk ist sehr reduziert worden. Dafür ist die Rotzigkeit wieder zurück, allerdings nicht so sehr, dass man von einem wilden Punk-Ritt reden kann. Es ist viel besser, denn die Band ist gewachsen und hat jetzt einen gewissen Garage-Sound sich angeeignet. Da muss man sich nur das leidenschaftliche „Dear Saint Cecilia“ mit nöligem Gesang anhören. Was auch ganz stark zugenommen hat, ist eine gewisse Zuneigung zum leicht psychedelischen Sound, den man in den achtziger Jahren bei Indie-Rock-Bands liebte. Da ist jetzt mehr Hall im Sound, und es werden auch mal leicht noisige Ansätze eingebaut.
Man könnte auch behaupten, dass Iceage jetzt eine Blaupause zwischen Spacemen 3 und The Horrors bilden, ohne dass es je beabsichtigt zu haben. Bei „High And Hurt“ erlebt man etwas, das ein wenig wie ein verschleppter Song von Radioheads Debüt klingt. Wer dann doch den Postpunk vermisst, der wird dann beim Schlusssong, dem krachenden „The Holding Hand“, fündig.
Erschienen bei: Mexican Summer