Fritzi Ernst – Keine Termine
Bei dem Albumtitel „Keine Termine“ denkt man in heutiger Zeit oft auch an den Lockdown. Da waren die Terminkalender bei nahezu jedem frei. Bei Fritzi Ernst kann man aber auch den Bezug zur Auflösung ihrer Band Schnipo Schranke herleiten.
Denn mit dieser Band hat sie so etwas wie Legendenbildung geschafft und nach zwei humorvollen Alben Schluss gemacht. Danach hatte sie ja auch erst einmal keine Termine und war dennoch nicht untätig, Sie hat eine Ausbildung als Klavierbauerin absolviert, und genau dieses Instrument steht musikalisch auch im Rampenlicht.
Dabei wird es nicht immer perlend gespielt, sondern erklingt oft leicht stampfend und ist gefühlt auch Rhythmusgeber, obwohl auch ein Schlagzeug anwesend ist. Der Rhythmus ist auch sehr passend, denn die Musik ist schon eine mit einer gewissen Verweigerung, ohne jedoch wild „Anti“ zu rufen. Und man muss auch sagen, das man an der Musik von Frederike Ernst auch zwei andere Dinge liebt. Da ist zum einen ihr Gesang, der durchaus eigenständig und eigenartig ist und irgendwie auch zum leichten DIY-Charme passt.
Doch der Hauptgrund, für den man die Musik von ihr schätzt, sind ja die Texte, die traut sich genausoviel wie mit ihrer Band. Doch es sind auch viel mehr Liebesthemen dazu gekommen, aber auch die Melancholie ist stärker da, wie bei „Trauerkloß“ oder „Der Rubin“. Bei „Keine Termine“ gibt es nicht allzu viele neue Facetten von Fritzi Ernst zu entdecken, das mag man kritisieren. Aber ihre Musik hat so einen eigenen Spleen, den man so schätzt, dass man „Keine Termine“ sowieso innig liebt.
Erschienen bei: Bitte Freimachen / The Orchard