Iosonouncane – IRA

Man bekommt einen Knoten in der Zunge beim Aussprechen von Iosonouncane, dabei muss es einige geben, die dieses fehlerfrei aussprechen. Schließlich ist Jacopo Incani alias Iosonouncane in Italien mittlerweile ein Star in der Independent-Szene. Angefangen hat er, Musik aufzunehmen und sein Publikum hat er damals über Myspace erreicht.

Vor elf Jahren hat er seine erste Single und kurz danach sein erstes Album „La Macarena Su Roma“ herausgebracht. Keine Bange, das hatte nichts mit dem Macarena-Song zu tun. Doch der Erfolg stellte sich erst mit dem zweiten Werk „DIE“ ein, und dennoch hat er sich von diesem nicht hetzen lassen. So erscheint jetzt, sechs Jahre später, das dritte Album „IRA“, und das lebt von mutigen Schachzügen. Mutig alleine schon deswegen, weil Iosonouncane hier gleich ein Doppel-Album mit zwei Stunden Spieldauer vorlegt.

Das ist viel Zeit, und oft geht bei solchen Werken die Spannung verloren oder bietet einige Schwachpunkte. Das ist hier nicht der Fall, was daran liegt, dass die Musik sehr ungewöhnlich ist. Musikalisch erlebt man hier einen starken Hang zum Avantgarde, und ebenfalls ist die Musik so dunkel wie das Artwork. Man hat manchmal das Gefühl, dass kein Licht durchdringt und man hier in morbiden Sounds badet. Der Laie würde diese Musik als Gothic abtun, aber es wäre sicherlich nicht treffend. Denn es gibt auch Momente wie „Soldiers“, bei denen man auch einen gewissen Grad Kammermusik erleben kann, und es ist auch von cineastischer Natur. Allerdings ist die meiste Musik dann doch nicht Kammermusik, denn der Musiker verbindet elektronische Musik mit traditionellen sardischen Lieder, und dann kommt Ungewohntes heraus.

So klingt „Sangre“ fast so, wie man Musik von Anthony kennt, was auch am Falsett-Gesang von Jacopo Incani liegt. Der ist sehr auffallend, auch wenn er nur selten im Mittelpunkt steht. Im Vordergrund steht die Musik, und die ist sperrig und hat Drone, zarten Noise aber auch Krautiges zu bieten. Gerne ist das Tempo etwas gedämpft, was aber nicht bedeutet, dass hier keine Kraft vorhanden ist. Eine gesunde Portion Wahnsinn gibt es auch, was am ehesten bei „Prision“ spürbar ist dank des Madness-Vaudeville Sounds. Als Gegengewicht gibt es dann auch mal Downtempo wie beim Opener „Hiver“. Mutiges Album.

Erschienen bei: Numero 1/ Trovarobato

www.iosonouncane.com