Altrogge – Barfuß zum Duell

Im ersten Moment dachte ich, dass es sich bei „Barfuß zum Duell“ um eine Hommage an Joseph Beuys handelt, das hätte ja auch wunderbar gepasst da der unkonventionelle Künstler am 12 Mai seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte.

Aber Michael Altrogge verehrt hier nicht den Fett-Künstler und singt auch nicht „Sonne statt Reagan“, aber er geht mit ähnlichem künstlerischem Ansatz zu Werke und hat auch schon ein sehr wandelhaftes Leben hinter sich. Dabei war er als Musiker lange Zeit abgetaucht, man kann schon sagen, dass er viele Dekaden verschollen war. Damals, und das kann man in diesem Lebenslauf von Michael Altrogge durchaus sagen, war er Mitglied bei der NDW / New Wave Band Bleibtreu Revue (auch Nena-Musiker Carlo Karges war da tätig), und auch war er Keyboarder und Sänger bei Anonym.

Danach hat er viel mit Medien gemacht, wie man heutzutage gerne sagt, aber er war Songschreiber, und so hat er Einiges für Udo Lindenberg geschrieben. Irgendwann wandte er sich von der Musik komplett ab und war wissenschaftlich tätig und hat zudem Studenten Wissen in deren Köpfe gebracht. Nun ist er zurück und wird nur mit Nachnamen angesprochen. Auf seinem Solo-Werk „Barfuß zum Duell“ zeigt er, wie wandelbar er ist. Vielleicht war es sogar gut, solange abzutauchen, denn man hat das Gefühl, dass hier jemand völlig befreit musiziert und das macht, wozu er Lust hat. Wobei er diesmal Klavier und Elektronisches mit klassischem Bandgefüge vermischt, und auch seine Stimme nach Erfahrung klingt, aber dennoch jede Menge Vitalität zu bieten hat.

Dabei bewegen sich Altrogge und seine kleine Schar an Mitmusikern musikalisch zwischen Art Rock und Jazz, aber auch Chanson kann man entdecken. Was einem bei „Barfuß zum Duell“ auch gefällt, ist, dass hier auch etwas gewagt wird. Denn man muss nur mal beachten, wie hier mit dem Rhythmus variiert und wie gekonnt mit der Sprache umgegangen wird. Nie verkopft, aber dennoch geht Altrogge gekonnt zu Werke, und auch besingt er unterschiedliche Themen mal kritisch, mal persönlich. Der Vergleich mit Beuys ist also nicht ganz abwegig, denn Altrogge geht auch Wagnisse ein, und das ist doch, was man sich wünscht, wenn jemand nach langer Zeit wieder da ist.

Erschienen bei: Motor Entertainment

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