Pudeldame – Kinder Ohne Freunde
Klar, man kann sagen, dass die Band Pudeldame sicherlich nicht soviel Aufmerksamkeit bekommen würde, wenn der Frontmann nicht Jonas Nay wäre. Dieser ist einer der bekanntesten und besten Schauspieler hierzulande, mit dem Grimme-Preis und der Goldenen Kamera ausgezeichnet. Man möchte sagen, dass der Schuster doch bei seinen Leisten bleiben sollte, zumal es schon viele seiner Zunft gibt, die sich als Musiker versucht haben und gescheitert sind.
Doch bei Nay ist es anders, denn der hat eine Ausbildung zur Filmmusik gemacht. Die Bandmitglieder von Pudeldame kennt er seit seiner Jugend, also lange vor seinem Durchbruch als Schauspieler. Außerdem ist jeder in der Band gleichberechtigt, wie es bei langjährigen Freunden nunmal so ist. Jetzt ist man aber dennoch verwundert, dass Pudeldame erst jetzt ihr Debüt herausgebracht haben.
Das Gute dabei ist, dass dieses Debüt nicht klingt, als hätte man Jahre daran herum getüftelt und die Songs immer wieder neu justiert. „Kinder Ohne Freunde“ klingt so, als wäre es aus dem Bauch heraus entstanden und zudem Spaß gemacht hätte. Herausgekommen ist Pop, der funky und tanzbar ist und mit modernen Beats und Arrangements daher kommt. Es klingt prickelnd, und sie scheuen sich auch nicht, in die Neunziger Jahre zu wandeln und nehmen vielleicht sogar manchmal Trash mit, ohne dass es so klingt. Man vernimmt auch die überbordende Euphorie, die auf der Bühne bestimmt Lebensfreude frei lässt.
Man kann Pudeldame vielleicht auch ein wenig mit Bilderbuch vergleichen, weil die Bestandteile ähnlich sind und die Songs ebenso glücklich machen. Was sie auch verbindet, ist eine gleiche versteckte Ironie. Nur dass Pudeldame manchmal auch ein wenig kritischer und vor allem in ihren Texten auch gute Beobachter sind. Mal geschieht das offensichtlich, wenn sie bei „Berlin Midde“ die zugezogenen Hipster aufs Korn nehmen, bei „Premium“ geht es dann wesentlich dezenter zu.
„Kinder Ohne Freunde“ ist eine Platte, die sich nicht zu ernst nimmt, und so etwas braucht man in diesen Zeiten ganz besonders.
Erschienen bei: Bauturm / Tonpool