Black Country, New Road – For The First Time

Selten war die Erwartung an ein Debüt so groß wie bei „For The First Time“ von Black Country, New Road. Dabei ist es durchaus verwunderlich, dass so viele Menschen sich nach diesem Werk gesehnt haben, immerhin ist die Musik der Truppe alles andere als zugänglich. „For The First Time“ ist ein richtiger Klotz, der verdammt sperrig ist, aber man kann den sieben Musikern und Musikerinnen nicht abstreiten, mutig zu sein.

Vor allem aber schaffen es die Newcomer, über die kompletten vierzig Minuten, die Spannung zu halten. Das geht schon beim Einstieg los. Der Song heißt lediglich „Instrumental“, beeindruckt mit hektischem Takt und vor allem aufgrund der ganzen Bläser, die sich nach und nach wuchtig vor einen aufbäumen, und ein querschießendes Saxophon ist auch mit bei dieser wilden Kakophonie.

„Athens, France“ ist dann schon klassischer Postpunk, zumindest am Anfang, dann gibt es einen ruhigen Teil, bei dem Spoken Word eingesetzt wird und Saxophone auftauchen, um sich dann wieder in Postpunk zu wandeln. Schnell wird klar, dass die Band sich nicht auf ein Genre festlegen lassen will und vielleicht Kinder im Geiste von der Band Pere Ubu sind. Deren damaliges Debüt „Dub Housing“ (1978) war auch frei von Grenzen, forderte einen heraus, gab aber viel zurück. Bei Black Country, New Road ist auch genauso viel möglich.

Ein wenig Elektronik und viel Jazz, der auch mal abstrakt und hakenschlagend daher kommt. Krautrock ist auch zu finden und wird gern auch erweitert. Auch kann mal Sound aus anderen Ecken der Welt stammen, ohne dabei in Kitsch zu versinken. Das Schlussstück „Opus“ hat jede Menge Balkan-Klänge zu bieten, macht aber etwas völlig Eigenes daraus. So wird der Song auf acht Minuten ausgedehnt, ist krautig und dennoch ungemein kompakt, und das über die gesamte Länge.

Ja, die Band gibt den Songs Zeit und Platz, um sich so zu entfalten, wie sie es brauchen. Gern erleben die Lieder eine Metamorphose und haben immer eine sehr große Portion Wahnsinn in sich, wie etwa „Sunglasses“, bei dem man das Gefühl hat, der Song müsse jeden Moment auseinanderbrechen und danach nie wieder zusammenkommen. Das liegt auch am Gesang von Issac Wood, der auf dem ganzen Langspieler zeigt, dass Genie und Wahnsinn doch recht dicht beieinander sein können. Mal kann er fast schon lieblich singen, und im nächsten Moment hat man das Gefühl, er wäre von Dämonen besessen.

Es ist unglaublich, was diese junge Band für ein Sensations-Album herausgehauen hat. Andere Musiker bräuchten fünf Leben für den Mut, so ein Meisterwerk zu veröffentlichen.

Erschienen bei: Ninja Tune

https://blackcountrynewroad.bandcamp.com/