Shame – Drunk Tank Pink
Es gibt nicht viele Debüt-Alben, die einen so mitreißen wie das der britischen Band Shame mit Namen „Songs Of Praise“. Alleine schon der Opener „Dust In Trail“ wischte den Beweis weg, dass Gitarren-Musik im Sterben liegt. Mit soviel Leidenschaft beeindruckten Shame im Januar 2018 die Musikgemeinde und brachten eines der Alben des Jahres heraus.
Bei soviel Lob von allen Seiten erweist sich der Nachfolger immer als Herkules-Aufgabe, bei dem die Chance zu verlieren wesentlich höher ist als zu gewinnen. Doch eines gleich vorweg; sie gehen als Gewinner hervor und können das famose Erstlingswerk noch übertreffen. Das liegt vor allem daran, dass die Band erwachsener geworden ist und dennoch immer noch genau so viele Hummeln im Hintern hat wie vor zwei Jahren.
Auch der Opener „Alphabet“ ist wieder so mitreißend, der ist weniger wild umher laufender Punk und ein dynamischer dunkler Post-Punk Klotz, der schon den Kauf der ganzen Platte rechtfertigt. Doch mit dem nächsten Song, „Nigel Hitter“, halten sie das Niveau, bewegen sich im Indie-Rock der Nuller-Jahre und erinnern daran, wie mitreißend Bands wie Art Brut damals waren. „Born In Lutton“ ist dann Schrammel-Rock mit Slackertum und klingt wie eine noch schiefere Variante von Pavement, die ihre Wut aber in garstigen Gesang und hektische Rhythmen verpacken, um dann in Noise-Mantra zu enden.
„March Day“ ist der Tanzhit der Platte, und bei „Water In The Weel“ hat man das Gefühl, als sei David Byrne mit seinen Talking Heads hier mit im Studio als Besucher gewesen. „Snow Day“ ist dann Post-Punk mit einer gesunden Portion Wahnsinn und ordentlich Wandel innerhalb des Songs. Bei „Human, For A Minute“ hat man das Gefühl, beim großartigen letzten Album der Fat White Family angelangt zu sein, und mit „Great Dog“ bekommt man einen Post-Punk Derwisch, den man in diesem Ausmaß lange nicht mehr erlebt hat.
„6/1“ ist dann wieder toller Indie-Rock, der so ins Hier und Jetzt gehört und ungemein wandelbar ist, was auch für „Harash Degrees“ gilt. Der letzte Song, „Station Wagon“, ist der Höhepunkt, ein Post-Punk Song, der sich steigert und in dem die ganze Band immer intensiver wird, um dann in einem großen Krachknall zu enden.
„Drunk Tank Pink“ ist tatsächlich noch besser als das ohnehin schon famose Debüt. Die Band hat es geschafft, die Songs intensiver klingen zu lassen und noch viele Raffinessen in ihre Musik eingebaut, und man kann Shame nun nicht mehr nur auf Post-Punk beschränken. Shame sind eine der aufregendsten Bands der Zeit.
Erschienen bei: Dead Oceans / Cargo
https:// shame.world/