Hen Ogledd – Free Humans
Wenn Richard Dawson Musik aufnimmt, weiß man, dass man schon viel Ungewohntes hören wird. Man denke nur daran, wie oft er den Folk an den Rand seiner Möglichkeiten gebracht hat. Das Erstaunliche an dieser Tatsache ist, dass diese Platten immer mit guten Kritiken bedacht wurden. Und bei diesen Platten hat man sich gedacht, dass dieses Eigenbrötlerische nur bei seinen Solo-Platten, nicht im Team, funktionieren kann. Man muss schließlich Kompromisse eingehen, und trotzdem hat er schon mehrere Bands gehabt.
Hen Ogledd ist eine von diesen und gar nicht so neu, denn schon 2013 gab es deren Album-Debüt. Genau dieses Format haben sie auch bis dato bedient. Man muss gleich feststellen, dass die 14 versammelten Songs auch schräg sind. Das liegt vor allem daran, dass es hier keine Hierarchie gibt und auch keine klassische Band-Struktur. Das bedeutet, dass hier jeder singen und auch zu jedem Instrument greifen darf.
Deswegen klingen viele Songs dann auch wie eine Jam-Session, und manchmal, wie im Falls von „Kebran Gospel Gossip“, klingt das dann wie eine verpeilte Jazz-Session, der nur Wenige folgen können. Gut, so bunt treiben die vier es dann nicht mehr, aber konventionell wird es trotzdem nicht. Was aber nicht bedeutet, dass es hier keine Melodien gibt.
Davon gibt es sogar erstaunlich viele, die sind dann aber gerne irgendwo zwischen Synthie-Klängen, Homerecording, Saxophon-Getröte, merkwürdigem Rhythmus, verschütteten Harmonien, mehrstimmigem Gesang, und schrägem New Wave, Geräusch-Spielereien, Indie, Avantgarde, merkwürdigem Pop und Dissonanzen im Überfluss versteckt. Schiebt man das zur Seite, sind Songs wie „Chrimson Star“, „Remains“ oder „Bgwanod“ merkwürdige Hits in einem Parallel-Universum.
Erschienen bei: Domino Records